Twitter CEO Elon Musk gab vergangene Woche bekannt, dass er plant, die Verifizierungsabzeichen von seinen 420.000 „bemerkenswerten“ Usern am 1. April zu entfernen. Nach der Entfernung des „alten“ blauen Hakens besteht die einzige Möglichkeit, ihn wieder zu erhalten, darin, acht bis elf US-Dollar pro Monat zu zahlen. Und Unternehmen müssen 1.000 US-Dollar im Monat dafür zahlen. Dabei werden umgerechnet weitere 50 Euro im Monat für jeden mit der Organisation in Verbindung stehenden (und so registrierten) Account fällig. Viele der bekanntesten User der Plattform haben jedoch bereits ihre Absichten deutlich gemacht: Sie zahlen nicht.
Entfernungprozess der blauen Haken stellt sich als kompliziert und fehleranfällig heraus
Die Entfernung der „alten“ blauen Häkchen – also der, die zuvor erhalten und nicht erkauft wurden –, ist ein langwieriger manueller Prozess. Das diesen Prozess unterstützende System ist zudem anfällig für Störungen, berichtet die Washington Post. Laut Ex-Angestellten Twitters, die mit dem US Publisher gesprochen haben, stützt sich das Entfernen der Verfizierungsabzeichen auf eine Datenbank, die störanfällig ist. Falls die Datenbank kaputt gehen sollte, müssten die Mitarbeiter:innen Berichten zufolge „Problemumgehungen untersuchungen“.
Der Bericht zeigt auch auf, dass es keine Möglichkeiten gibt, Badges massenhaft zuverlässig zu entfernen. Das könnte bedeuten, dass Mitarbeiter:innen die „alten“ Häkchen möglicherweise (und solche vom Spam Accounts) von Fall zu Fall entfernen müssen.
Musk entfernte bislang nur bei einem weltweit bekannten Publisher den blauen Haken
Im März kündigte Musk an, dass die blauen Haken zuvor verifizierter Accounts ab dem 1. April 2023 entfernt würden. Anscheinend hat jedoch aktuell nur ein hochkarätiges Konto den Verifziertstatus verloren. Nämlich der Account der New York Times (@nytimes) mit 54,9 Millionen Followern. Das geht unter anderem aus einem Tweet des Social-Media-Experten Matt Navarra hervor.
Elon removed one blue tick today pic.twitter.com/jGSi8qLWoS
— Matt Navarra (@MattNavarra) April 2, 2023
Die Zeitung gehört zu einer Reihe von Publishern und Unternehmen, die erklärt hatten, nicht für Twitter Blue – und somit nicht für das Verification Badge – zu zahlen. Welche das sind, erfährst du einige Absätze später in diesem Beitrag.
Musk verteidigte vergangene Woche den Schritt, die bisher bestehenden Verification Badges zu entfernen. Ihm zufolge gehe es darum, „alle gleich zu behandeln“. Er fügte auch hinzu, dass „es keinen anderen Standard für Prominente geben sollte“.
It’s more about treating everyone equally. There shouldn’t be a different standard for celebrities imo. https://t.co/rWi99sGPdq
— Elon Musk (@elonmusk) March 27, 2023
Musk schenkt Accounts Nachfrist und geht NYT öffentlich an
Am 1. April, also dem Tag, den Musk als Zeitpunkt verkündete, an dem viele Accounts ihr Verification Badge verlieren würden, twitterte der CEO, dass Twitter den Konten „ein paar Wochen Nachfrist geben würde, es sei denn, sie sagen, dass sie nicht zahlen werden.“ Das berichtet Matt Binder von Mashable.
Elon Musk quickly deleted a tweet saying legacy verified accounts would not lose their checkmarks on April 1 as he previously said, won’t happen for another “few weeks”
however, if they specifically say they won’t pay for Twitter Blue, then Twitter will remove their checkmark pic.twitter.com/HiiWwf30tb
— Matt Binder (@MattBinder) April 2, 2023
Anscheinend hat die New York Times ihr Häkchen somit bereits verloren, weil der Publisher zuvor erklärte, dass er weder für das Badge zahlen noch Mitarbeiter:innen Kosten für Twitter Blue erstatten würde, so Reuters. Eine Reihe anderer Accounts der New York Times, darunter @nytimestech und @nytimesbooks, haben ihren blauen Haken noch. Neben der New York Times, die den blauen Haken als erstes verloren zu haben scheint, erklärten nicht wenige andere große US Publisher ebenfalls, dass sie Twitter Blue nicht auf Unternehmensebene oder für einzelne Journalist:innen und Mitarbeiter:innen abonnieren würden: unter anderem die Washington Post, die Los Angeles Times, POLITICO, Vox und BuzzFeed.
Warum jedoch das Badge der New York Times als erstes auf Twitter entfernt wurde, ist unklar. Musk scheint eine Aversion gegen den Account der politisch einflussreichen Nachrichtenunternehmen zu hegen. Denn auf Twitter reagierte Elon Musk ähnlich skatalogisch, wie Twitter aktuell auf Presse-E-Mails, welche derzeit automatisch mit einem Poop Emoji beantwortet werden.
press@twitter.com now auto responds with
— Elon Musk (@elonmusk) March 19, 2023
Er argumentierte, dass der Feed der Zeitung „das Twitter-Äquivalent von Durchfall“ und „nicht lesbar“ sei.
Ausgewählte VIPs bekommen von Twitter eine außerordentliche Portion Reichweite spendiert – unabhängig vom Algorithmus. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Geheimliste. Wer auf dieser steht, erfährst du von uns.
Geheime Twitter-Liste aufgetaucht:
Diese 35 auserwählten VIPs erhalten Extrareichweite
NYT nur eins von vielen Unternehmen, die sich gegen Musks bezahlte blaue Haken positionieren
In der Zwischenzeit hat das Weiße Haus den Mitarbeiter:innen mitgeteilt, so Axios, dass es nicht für die Verifizierung ihrer Twitter-Profile bezahlen wird, da diese Zahlung „keine Überprüfung auf Personenebene als Service bietet“. Viele der reichweitenstärksten Accounts auf Twitter erklärten ebenfalls, dass sie nicht für den blauen Haken zahlen werden. Hier einige Tweets verschiedener Prominenter, die Musk eine Absage für den bezahlten blauen Haken geben:
Welp guess my blue will be gone soon cause if you know me I ain’t paying the 5.
— LeBron James (@KingJames) March 31, 2023
Hey @elonmusk what’s this about blue checks going away unless we pay Twitter? I’ve been here for 15 years giving my & witty thoughts all for bupkis. Now you’re telling me that I have to pay for something you gave me for free? What is this-the Colombia Records & Tape Club?
— William Shatner (@WilliamShatner) March 26, 2023
Hey y’all , I’ll loose the blue tick on Saturday
I’m opposed to spending money on social media .
I’ll go checkless .
Please be careful of
Imposters & money soliciting scams . I will never ask you for money on any social media platform .
Cheers K— Karl Urban (@KarlUrban) March 28, 2023
Friends, there are bigger issues in the than the blue verified next to my name on this account. But without it, anyone can allege to be me. So, if I lose that know I will leave this platform. Anyone appearing with it=an imposter. I tell you this while I’m still official.
— jason alexander (@IJasonAlexander) March 28, 2023
To clarify the note below, I’m not currently paying for Twitter blue and never plan to. If my verification checkmark disappears so be it. Verification isn’t verification if literally anyone can pretend to be me for 8 bucks a month. pic.twitter.com/Jexskv34X8
— Jenny Lawson (@TheBloggess) April 3, 2023
Don’t nobody want that raggedy blue check no way anymore
— Michael Thomas (@Cantguardmike) March 31, 2023
They can have my blue check fans might tag the wrong name now when someone catch a ball on me!!
— Darius Slay (@bigplay24slay) March 31, 2023
Twitter Blue wurde Anfang dieses Jahres gelauncht, war aber nicht sehr erfolgreich. Weniger als 500.000 der täglich 254 Millionen aktiven Twitter-Nutzer:innen zahlen für den Dienst. Jüngste Analysen ergaben, dass etwa die Hälfte aller zahlenden Konten Konten mit weniger als 1.000 Followern waren. Und aktuelle Screenshots zeigen, dass Twitter besorgt ist, dass das kostenpflichtige Verifizierungsabzeichen zu einem Zeichen der Schande wird, da das Unternehmen Optionen testet, mit denen zahlende User es verstecken können.
#Twitter is working on the ability to control everything related to account verification and identity pic.twitter.com/RWcMJTzgp9
— Alessandro Paluzzi (@alex193a) March 8, 2023