Dass ich großer Fan von Radtaschen für den Gepäckträger bin, dürfte bei euch mittlerweile sicherlich durchgedrungen sein. Seit über einem Jahr bin ich autofrei und erledige Angelegenheiten in meiner Stadt in 99 Prozent aller Fälle mit dem Fahrrad. Für größere Einkäufe verrichten an dieser Stelle die klassischen Ortlieb BackRoller Plus-Taschen immer noch hervorragende Dienste, aber ich schaue mich auch gerne einmal nach flexiblen Alternativen anderer Hersteller um. Zuletzt war dies unter anderem mit der Valkental ValkPro, dem Ortlieb Vario PS oder dem Otinga Flip der Fall.
Denn selten kommt es vor, dass man nur eine Radtasche für den Gepäckträger benötigt. Ist man außerhalb des Rades unterwegs, tragen sich die reinen Radtaschen oft unbequem und sind nicht wirklich für längere Wege ausgelegt. Ähnlich wie die Multifunktions-Taschen von Valkental oder Ortlieb bietet seit einiger Zeit auch die deutsche Manufaktur Red Rabane aus Schwerin eine Rucksack- und Radtaschen-Kombination, die ich nun ausprobiert habe.
Erhältlich ist das Modell Purist Plus auf der Website von Red Rebane, wo es je nach Ausführung zwischen 279 und 299 Euro kostet. Neben den fünf Rucksackfarben Schwarz, Blau, Grau, Grün und Pink gibt es auch einen optionalen Magnetverschluss für das Hauptfach des Rucksacks. Möchte man es ganz individuell gestalten, stellt Red Rebane auch einen Konfigurator zur Verfügung, wo sich der Purist Plus oder das etwas kleinere Modell Purist Slim ganz nach eigenen Wünschen farb-, material- und ausstattungstechnisch anpassen lässt. Wichtig zu wissen: Die Radrucksäcke werden vor Ort in Schwerin in Handarbeit auf Bestellung gefertigt, daher kann es sein, dass es den ein oder anderen Tag länger dauert, ehe man das Produkt in den Händen hält.
Red Rebane startete im Jahr 2017 mit einem ersten Fahrrad-Rucksack, dem Purist Pro. Zuvor hatte man „nur“ reine Rucksäcke gefertigt, ehe auf diversen Messen Radfahrende darum baten, die Rucksäcke auch am Fahrrad befestigen zu können. Daraufhin wurde die Entwicklung gestartet und der Purist Pro im Jahr 2019 vom aktuellen Modell Purist Plus abgelöst.
Material: Zu 90 Prozent aus Deutschland und den Niederlanden
Red Rebane hat mir den Purist Plus in der klassischen und schlicht schwarzen Farbvariante samt Magnetverschluss zur Verfügung gestellt, den ich nun in den letzten Wochen intensiv mit und ohne Fahrrad ausprobieren konnte. Gefertigt wird der Purist Plus aus Cordura, was ein hoch abriebfestes und langlebiges Nylongewebe ist. Das Material wird unter anderem auch für Arbeitshosen genutzt, die eine Menge aushalten müssen. Die Rohstoffe kommen zu 90 Prozent aus Deutschland und den Niederlanden, zudem werden alle Produktionsschritte in Schwerin in Handarbeit vorgenommen, damit das Controlling direkt vor Ort gemacht werden kann.
Der Red Rebane Purist Plus verfügt über Maße von 50-62 × 30 × 13 cm, ist rund 1.500 Gramm schwer und weist dank seines Rolltops mit zusätzlichem Reißverschluss ein maximales Volumen von 29 Litern auf. Im Inneren gibt es neben dem großen und gut sichtbar mit rotem Stoff ausgekleideten Hauptfach auch einen Einschub für ein MacBook bzw. Laptop mit bis zu 15 Zoll Größe. Da dieses nicht sonderlich gepolstert ist, empfehle ich für den Transport ein zusätzliches Sleeve oder Schutzhülle. Weiterhin gibt es ein Reißverschlussfach im Innenbereich, in dem Kleinigkeiten wie Schlüssel, Ladekabel und Co. Platz finden, sowie zwei Seitenfächer für Getränkeflaschen, die zusätzlich über praktische Kompressionsgurte verfügen. Ein großes Frontfach mit vertikalem Reißverschluss erlaubt einen schnellen Zugriff auf wichtige Gegenstände.
Werkzeuglose KlickFix-Halterung fürs Rad
Für entsprechenden Komfort bei der Nutzung als Rucksack hat Red Rebane dem Purist Plus gepolsterte und verstellbare Schultergurte sowie zwei horizontal angebrachte Rückenpolster verpasst. Beide sind mit Mesh-Material versehen, um für bessere Atmungsaktivität zu sorgen. Ist der Rucksack einmal schwer beladen, sorgt ein verstellbarer Brustgurt für zusätzliche Stabilität und Druckverteilung. Lediglich auf einen Hüftgurt muss bei diesem Modell verzichtet werden.
Möchte man den Rucksack zu einer Radtasche umfunktionieren, werden die Schultergurte einfach gerade am Rückenpolster angeordnet und auf der Unterseite ein Klettverschlussfach geöffnet, in dem sich die werkzeuglose Klickfix-Radhalterung aufgerollt befindet. Das Segel mit angebrachter Halterung wird dann einfach über die Rückseite des Rucksacks gelegt und mit zwei seitlichen Reißverschlüssen befestigt. Die beiden Haken für den Gepäckträger sind verstellbar und dürften sich mit so ziemlich allen Fahrrädern verstehen. Für optimale Stabilität gibt es dann noch eine integrierte Sicherung in der Mitte, die einen ungewollten Abgang der Tasche vom Gepäckträger verhindert, sowie eine Schiene für das untere Gepäckträger-Rohr, damit die Tasche eng am Rad anliegt.
Der Wechsel von Rucksack zu Radtasche klingt aufgrund der Reißverschluss- und Aufrollen-Schritte mühsam und langwierig – aber das Gegenteil ist der Fall. Nimmt man die Tasche vom Gepäckträger, zieht man schnell die beiden seitlichen Reißverschlüsse herunter, rollt das Segel mit der Halterung ein und stopft es unten in den Rucksack hinein. Klettverschluss andrücken – und fertig ist der Wechsel zum Rucksack. Grob würde ich schätzen, dass so in etwa 15 Sekunden ein Wechsel von Radtasche zum Rucksack und umgekehrt möglich ist. Bei der Valkental ValkPro-Tasche, die auf ein nahezu identisches Prinzip setzt, dauert dieser Vorgang aufgrund des weitaus steiferen Materials sicher doppelt so lange.
Kleine durchdachte Extras sorgen für Freude
Während meiner mehrwöchigen Testphase des Red Rebane Purist Plus ist mir nicht nur aufgefallen, wie viel ich dank des flexiblen Rolltops in der Tasche transportieren kann, sondern auch die vielen kleinen und durchdachten Features. Man merkt, dass sich hier ein Hersteller wirklich Gedanken gemacht hat. Ein Beispiel ist der Reißverschluss des großen Rolltop-Hauptfaches: Er befindet sich nicht nur auf der Oberseite, sondern kann auch noch ganz auf der einen Seite heruntergezogen werden. So ist es nicht nur leichter, größere Gegenstände in den Rucksack zu legen, sondern auch, um einen besseren Überblick über die Tiefen des Hauptfaches zu bekommen. Auch der optional erhältliche Magnetverschluss für das Rolltop-Hauptfach ist Gold wert: Über den Zug an einem kleinen Band kann der Magnetverschluss schnell und einfach einhändig geöffnet werden, und auch beim Schließen schnappt der Verschluss schnell ineinander.
Wirkliche Kritik gibt es bei dieser rundum gelungenen Rucksack-Radtaschen-Kombination von Red Rebane nicht wirklich zu äußern. Was ich persönlich etwas besser gefunden hätte, wäre eine leichte Verlagerung der Gepäckträger-Haken nach oben, so dass das obere Ende des Rucksacks nicht so weit über den Gepäckträger hinausragt. Auf diese Weise gäbe es die Möglichkeit, auch auf dem Gepäckträger selbst noch besser Dinge transportieren zu können. Allerdings bestünde gleichzeitig mit einer höher angesetzten Halterung die Gefahr, dass die Tasche mit der Schaltung oder Kette in Berührung kommt. Darüber hinaus sammelt sich gern einmal etwas Schmutz im unteren Fach des Rucksacks, in dem das Segel mit der Gepäckträger-Halterung verstaut ist. Aber diese Kritikpunkte können gut und gerne als Luxusprobleme bezeichnet werden, denn die Nutzung der Tasche verleiden sie ganz und gar nicht.
Fazit: Nachhaltige Fertigung in Deutschland hat ihren Preis
Was schlussendlich noch einen Ausschlag bezüglich der Kaufentscheidung geben könnte, ist der Preis der Rucksack-Radtaschen-Combo. Vergleichbare Produkte finden sich schon für rund 150 Euro und darunter, warum also sollte man für den Purist Plus knapp 300 Euro ausgeben? Zum einen findet die gesamte Fertigung nicht in Fernost oder anderen Niedriglohnländern statt, sondern direkt in der Manufaktur vor Ort in Schwerin. Darüber hinaus lässt Red Rebane nicht in günstigeren Massen produzieren, sondern fertigt die Taschen erst nach Bestellung. Das Material ist äußerst hochwertig, wasserdicht auch ohne zusätzliches Regencover, und man bietet auf die eigenen Produkte eine erweiterte Garantie von ganzen fünf Jahren. Sollte die Tasche in diesem Zeitraum einen Defekt haben, kümmert sich Red Rebane entsprechend.
Ich kann jede Person verstehen, die nicht knapp 300 Euro für einen Radrucksack ausgeben möchte – aber wer es macht, wird ein großartiges Produkt geliefert bekommen, das sicherlich einige Jahre im Einsatz sein wird. Zudem unterstützt man ein kleines deutsches Unternehmen, das aus einem Team aus nur acht Personen besteht und auf nachhaltige und langlebige Produkte für den Alltag setzt. Weitere Infos zu Red Rebane gibt es auch auf der Website der Manufaktur.
Der Beitrag Red Rebane Purist Plus: Großartiger 2-in-1-Fahrradrucksack aus deutscher Herstellung erschien zuerst auf appgefahren.de.