Dass Google Apple dafür bezahlt, auf den Geräten des Tech-Konzerns als Standardsuchmaschine zu fungieren, ist längst bekannt. Im Rahmen der Gerichtsverhandlung im Kartellrechtsprozess des US-Justizministeriums gegen Google hat Apples Vice President John Giannandrea, der zuvor für Google tätig war, bereits ausgesagt, dass der Tech-Konzern viele Pläne für eigene Suchmaschinenlösungen evaluiert, diese aber aus Sorge um einen Verlust des Deals mit Google oder einen Konkurrenzkampf mit Google verworfen hat. Sogar ein Aufkauf von Bing soll besprochen worden sein. Sowohl 2020 und 2022 gab es Hinweise und Gerüchte zu einer Apple-eigenen Suchmaschine – die sich jedoch bis heute nicht manifestiert hat. Inzwischen berichtet Nico Grant in der New York Times, dass Apple 2021 satte 18 Milliarden US-Dollar von Google erhalten haben soll. Als Gegenleistung durfte Google als Default-Suchmaschine auf Apples Geräten fungieren; Teil des Deals könnte auch sein, dass Apple keine eigene Suchmaschine entwickelt.

Angst vor Googles Macht nicht nur bei Apple

Einem Bericht von David Pierce bei The Verge zufolge gibt es noch mehr Gründe, die Apple davon abhalten, die Kooperation mit Google aufzukündigen. Demnach fürchtet der Konzern um CEO Satya Nadella, dass Google aufgrund der eigenen Marktmacht Menschen von Apple-Diensten wie Safari und einer etwaigen eigenen Suchmaschine wegzuführen und mithilfe von Google Chrome, YouTube, Gmail und Co. eine noch umfassendere Nutzung der Google-eigenen Dienste zu propagieren. So ist die Übereinkunft der riesigen Tech Player womöglich ein langfristiges Zweckgeschäft, das Apple viel Geld und Google noch mehr Marktmacht beschert. Immerhin erreichte Apple im Februar dieses Jahres die Marke von zwei Milliarden Geräten, die weltweit genutzt werden. Und hinsichtlich der Marktanteile im Bereich der Suchmaschinen hält Google weltweit laut Statcounter knapp 92 Prozent.

Der Deal ist allerdings vielen Behörden ein Dorn im Auge, gerade weil er Googles überbordende Marktmacht weiter zementiert. So ist die Übereinkunft ein wichtiger Bestandteil der aktuellen Gerichtsverhandlung, in der das Department of Justice der USA Googles enge Kooperationen mit anderen Playern unter die Lupe nimmt und gar eine etwaige Zerschlagung von Geschäftsbereichen der Alphabet-Tochter in den Raum stellt. Ob Googles enorme Vormachtstellung letztlich auf illegitime Weise erreicht wurde, soll auch in diesem Prozess geklärt werden.

Google dementiert unlautere Praktiken

Kent Walker, Googles President of Global Affairs, beschreibt die Geschäftspraktiken des Unternehmens als „komplett legal“ – der Erfolg von Google sei der Qualität der Produkte zuzuschreiben. Er fügt hinzu:

It’s frustrating — maybe it’s ironic — that we’re seeing this backward-looking case and really unprecedented, forward-looking innovation.

Eine Zerschlagung Googles stand schon des Öfteren im Raum, doch bisher konnte die Macht des Unternehmens kaum umfassend eingeschränkt werden. 25 Jahre nach seiner Gründung ist es mächtiger denn je. Die Kooperation mit Apple könnte im Nachgang des Prozesses, der erst Ende des Jahres zu einem Ergebnis kommen könnte, eventuell aber infrage gestellt werden. Sollte sie enden, würde das den Weg für eine Apple-Suchmaschine frei machen; diese hätte aufgrund von Apples Gerätepopularität die Chance, Googles Suchmaschine Konkurrenz zu machen.

Gerichtsprozesse in den USA:

Werden Amazon und Google jetzt zerschlagen?

© Aditya Joshi – Unsplash

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