In dem Buch „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ von Yuval Noah Harari habe ich ein Zitat über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Arbeit und die Beschäftigung der Menschen gelesen. Deshalb möchte ich einen Vergleich über die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt anstellen.
Sind Menschen Kutscher – oder Pferde?
Harari vergleicht in dem Zitat die mögliche Verdrängung menschlicher Arbeitskraft durch Künstliche Intelligenz mit dem Schicksal der Pferde während der industriellen Revolution. Er deutet an, dass viele Menschen im Zuge des technologischen Wandels nicht einfach neue Rollen finden werden – wie es in der Vergangenheit der Fall war -, sondern vielmehr ganz aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden könnten.
Das Zitat aus dem Buch von Harari setzt somit einen tiefgründigen und etwas beunruhigenden Ton für die Diskussion über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Arbeitswelt. Harari sagt (S. 57):
Durch künstliche Intelligenz droht vielen Menschen vielleicht nicht das Schicksal der Kutscher des 19. Jahrhunderts – die jetzt Taxi fahren -, sondern das der damaligen Pferde, die mit der Zeit ganz aus dem Arbeitsmarkt verdrängt wurden.
Diese Analogie zwischen dem Schicksal der Pferde während der industriellen Revolution und den möglichen Auswirkungen von KI auf die modernen Arbeitskräfte gibt einen möglichen Ausblick darauf, wie KI die Beschäftigungslandschaft grundlegend verändern könnte.
Historische Perspektive und moderne Parallele
Die industrielle Revolution führte dazu, dass der Einsatz von Tieren wie beispielsweise Pferden, im Rahmen von menschlicher Arbeit durch Maschinen ersetzt wurde. Dieser Wandel war nicht nur eine einfache Substitution, sondern veränderte die Industrien und damit die Wirtschaft grundlegend.
Pferde, einst unentbehrlich für Transport und Landwirtschaft, wurden in diesen Sektoren weitgehend überflüssig. Hararis Zitat deutet eine ähnliche Entwicklung für die menschliche Arbeit an, wenn sich KI-Technologien weiterentwickeln.
Die KI-Revolution: ein zweischneidiges Schwert
KI ist keine einzelne Technologie, sondern ein Bündel von Fortschritten, darunter maschinelles Lernen, Sprachverarbeitung, Robotik und vieles mehr. Ihre Anwendung ist bereits in verschiedenen Sektoren zu beobachten, von der Fertigung bis hin zum Dienstleistungssektor.
Die Vorteile der KI liegen auf der Hand: permanente Verfügbarkeit, Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und sogar die Schaffung neuer Branchen und Beschäftigungskategorien. Diese Vorteile gehen jedoch mit der potenziellen Verdrängung menschlicher Tätigkeiten und Arbeitsbereiche einher.
Künstliche Intelligenz: Welche Arbeitsplätze sind gefährdet?
Die erste Welle der Auswirkungen der KI wird wahrscheinlich in Bereichen zu spüren sein, in denen routinemäßige, vorhersehbare Aufgaben ausgeführt werden. Fertigung, Dateneingabe und grundlegende Kundenbetreuungsaufgaben unterliegen bereits jetzt schon der Automatisierung – und die Veränderungen werden noch zunehmen.
Aber die Reichweite der Veränderungen durch KI wird sich auf komplexere Bereiche wie Finanzen, Recht oder das Gesundheitswesen ausdehnen, wo Algorithmen Daten schneller und oft genauer analysieren können als Menschen und damit bessere Schlussfolgerungen ziehen können.
Der Wandel der Arbeit
So wie die industrielle Revolution die menschliche Arbeit nicht überflüssig gemacht, sondern verändert hat, wird auch die KI die Art der Arbeit verändern. Es wird eine wachsende Nachfrage nach Rollen geben, die KI nicht ohne weiteres nachbilden kann – Rollen, die Kreativität, emotionale Intelligenz und die Lösung komplexer Probleme durch die Kombination verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten erfordern.
Dieser Wandel erfordert jedoch erhebliche Investitionen in Umschulung und Ausbildung von Menschen, was sowohl für Arbeitgeber, für Arbeitnehmer, aber insbesondere für die Gesellschaft und für diese repräsentierende politische Entscheidungsträger eine Herausforderung darstellt.
Künstliche Intelligenz: Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen
Denn die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen von KI-induzierter Arbeitslosigkeit sind erheblich. Geringere Einkommen für einen großen Teil der Bevölkerung würden die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen beeinträchtigen und könnten zu umfassenderen wirtschaftlichen Herausforderungen führen. In sozialer Hinsicht könnte die Verdrängung Ungleichheiten verschärfen und zu mehr sozialer Unruhe führen – und das fatale Rufen nach einfachen Lösungen verstärken.
Vorbereitung auf eine KI-gestützte Zukunft
Wie aber sollen wir mit diesen Veränderungen und Auswirkungen umgehen und insbesondere den drohenden Risiken begegnen? Natürlich bin ich nicht so vermessen zu behaupten, die Antworten auf diese Fragen zu kennen – geschweige denn, sie in dieser kurzen Kolumne beschreiben zu können. Aber ich glaube zumindest sagen zu können, dass einfache und eindimensionale Ansätze nicht hilfreich und zielführend sind.
Vielmehr bedarf es eines mehrdimensionalen Ansatzes, um die Risiken zu mindern. Regierungen und Bildungseinrichtungen müssen sich auf Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme konzentrieren, um Arbeitnehmer auf KI-unterstützte Rollen vorzubereiten.
Unternehmen müssen die ethischen Implikationen des Einsatzes von KI berücksichtigen und Effizienzsteigerungen gegen mögliche soziale Auswirkungen abwägen. Und schließlich bedarf es einer breiteren gesellschaftlichen Debatte über den Wert der Arbeit und darüber, wie wir Produktivität und Erfolg in einer KI-getriebenen Welt definieren.
Fazit: Künstliche Intelligenz, das Pferde des 21. Jahrhunderts?
Zusammenfassend dient Hararis Analogie als mahnende Erinnerung daran, dass die Entwicklung von KI, obwohl sie große Fortschritte verspricht, auch eine fundamentale Herausforderung für die menschliche Arbeit und Tätigkeit als solche und für den Umgang mit Arbeit selbst darstellt.
Der Übergang zu einer KI-gestützten Wirtschaft könnte ebenso transformativ und revolutionär sein wie die industrielle Revolution und erfordert wohlüberlegte, proaktive Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Menschen nicht, bildlich gesprochen, die „Pferde“ des 21. Jahrhunderts werden.
Die Zukunft der Arbeit ist offen, aber sie wird sich grundlegend verändern. Sich auf diese Zukunft vorzubereiten, ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftspolitik, sondern eine entscheidende gesellschaftliche Aufgabe.
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