Aus Twitter wurde X und die Plattform versinkt mehr und mehr in Hass und Feindseligkeit. Zwar haben alle Social-Media-Plattformen mit Hate Speech zu kämpfen; doch X fördert die Verbreitung von Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Beleidigungen jedweder Art eher als diese vehement zu verurteilen und einzudämmen. Allein die Reaktion des Plattformeigners auf einen Werbeboykott großer Marken spricht Bände. Disney, Apple, IBM und Co. stoppten ihre Ads, weil diese auf X teilweise in äußerst unseriösen Kontexten, etwa neben antisemitischen Inhalten, die nicht moderiert worden waren, ausgespielt wurden. Statt sich des Problems entschieden anzunehmen, beleidigte Musk einige Advertiser: „Go fuck yourself.“

Der Mangel an Content-Moderation und Sorge für die Sicherheit der Marken und Advertiser hat zahlreiche Werbetreibende dazu veranlasst, nicht mehr auf X zu werben. Das kostet X Corp. Milliarden und lässt die Plattform wirtschaftlich ins Wanken geraten. Insbesondere auf der nach dem Europastart trendenden Plattform Threads – die im Sommer als „Twitter Killer“ gelauncht wurde – wird über den zunehmenden Hass auf X diskutiert, der viele User nach Alternativen suchen lässt. Zu Bluesky, Mastodon, Threads und Co. wechseln womöglich noch mehr User, wenn ihnen klar wird, dass Elon Musk und Co. Hassbotschaften auf X bewusst nicht löschen – sogar solche, die auf den Holocaust verweisen. Advertiser dürfte das erst recht abschrecken.

Nur noch 2,5 Milliarden US-Dollar Werbeeinnahmen:

X verliert deutlich an Umsatz und Relevanz im Advertising

© FLY:D – Unsplash

Elon Musks Content-Regeln geben Hass Raum

Der irische Publisher Business Post hat interne Dokumente von X eingesehen und Erschreckendes festgestellt. Die Content-Moderator:innen sollen Inhalte, die offensichtlich rassistisch, sexistisch, antisemitisch und dergleichen sind, nicht rundheraus löschen. Auch User, die Hate Speech teilen, sollen nicht verbannt werden. Martin Holland schreibt für Heise gar davon, dass Holocaust-Leugnungen nicht von der Plattform verschwinden müssen. Zwar werden einige der Inhalte laut der internen Vorgaben mit weniger Reichweite versehen, nicht aber gelöscht und geahndet. Business Post hat mehrere Beiträge zwischen Juni und Oktober 2023 analysiert, die klar Hate Speech teilen, aber nicht umfassend sanktioniert wurden.

Das stimmt allerdings mit der Unternehmenspolitik überein, die Elon Musk seit Monaten vorantreibt. Dieser lässt einst verbannte User, die sich misogyn, gewaltverherrlichend oder antisemitisch geäußert hatten, wieder auf die Plattform. Sogar der verurteilte Verschwörungstheoretiker Alex Jones darf wieder aktiv sein. Vor diesem Hintergrund wirkt es beinahe ironisch, wenn Musk und Yaccarino die eigene Plattform für ihre Free-Speech-Prinzipien preisen. Das Unternehmen moderiert Content kaum und billigt mit neuen Richtlinien Hate Speech – unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Auch das Bundesamt für Justiz warf Twitter vor Monaten ein Versagen im Umgang mit Hate Speech vor.

Im November veröffentlichte das Center for Countering Digital Hate (CCDH) einen Bericht, der darlegt, dass X auch Hate Speech und Falschmeldungen, die gegen die eigenen Richtlinien verstoßen, nicht umfassend moderiert. In der X-Richtlinie zu Hass schürendem Verhalten heißt es:

[…] Wir verpflichten uns, Missbrauch zu bekämpfen, der durch Hass, Vorurteile oder Intoleranz motiviert ist, insbesondere Missbrauch, der darauf abzielt, die Stimmen derjenigen zum Schweigen zu bringen, die historisch marginalisiert wurden. Aus diesem Grund verbieten wir Verhaltensweisen Einzelpersonen oder Gruppen gegenüber, die aufgrund deren (vermeintlichen) Zugehörigkeit zu einer geschützten Kategorie Missbrauch darstellen […].   

Auch können User Posts melden, die gegen die Richtlinien verstoßen. Angesichts der Plattformrealität wirkt diese Richtlinie mehr und mehr wie eine Farce.

Ein Jahr Elon Musk:

So (un)beliebt sind X und Musk

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