Ein neuer Bericht des Bloomberg-Autors Mark Gurman befasst sich mit den Hintergründen des Patentstreits zwischen Apple und dem Medizingerätehersteller Masimo, in dessen Folge Apple den Verkauf der aktuellen Modelle seiner Smartwatch einstellen musste. Der Ursprung liegt offenbar mehr als zehn Jahre zurück, als der Wissenschaftler Marcelo Lamego zu nächtlicher Stunde Tim Cook angeschrieben und diesen mit den Worten neugierig gemacht hat, er glaube fest daran, dass er gemeinsam mit Apple eine Technologie entwickeln kann, die Apple zum führenden Anbieter im Medizin-, Fitness- und Wellnessbereich machen könne.
I strongly believe that we can develop the new wave of technology that will make Apple the No. 1 brand in the medical, fitness and wellness market.
Apple habe daraufhin schnell reagiert und den bei der Masimo-Tochter Cercacor Laboratories beschäftigen Absender innerhalb von wenigen Stunden kontaktiert, nur wenige Wochen später sei Lamego dann bereits mit der Entwicklung einer Smartwatch mit Gesundheitssensoren befasst gewesen. Wohlgemerkt war die Apple Watch damals nicht auf dem Markt, das alles passierte 2013, also rund zwei Jahre vor der initialen Ankündigung der Apple-Uhr.
Lamego-Mail an Tim Cook (Bild: Gerichtsunterlagen via Bloomberg
Masimo-Ingenieur trägt geistiges Eigentum zu Apple?
Apples Kontrahent in der aktuellen Auseinandersetzung Masimo argumentiert hier nun, dass Lamego seine Kompetenz erst im Rahmen seiner Arbeit bei Cercacor erworben und zuvor in komplett anderen Bereichen gearbeitet habe. Beim Wechsel zu Apple habe Lamego das geistige Eigentum seines vorherigen Arbeitgebers mitgenommen und in der Folge darauf aufbauend gegen mehrere Patente verstoßen.
Diese Darstellung klingt zumindest so, als habe Apple nicht zwingend in vollem Rahmen Kenntnis über die ihm nun vorgeworfenen Patentverletzungen gehabt. Das mag den Fall in ein angenehmeres Licht rücken, hilft Apple allerdings kaum weiter. Die Verantwortung trägt in letzter Instanz Apple selbst. Lamego sei derweil ohnehin nicht mehr bei Apple, sondern habe das Unternehmen schon nach kurzer Zeit wieder verlassen.
Preis für außergerichtliche Einigung dürfte sehr hoch sein
Masimo scheint weiterhin an einer Einigung und der Lizenzierung seiner Technologien interessier, allerdings dürfte der Preis hierfür inzwischen deutlich höher liegen, als die ursprünglich geforderten 3 Milliarden Dollar. Der Unternehmenschef Joe Kiani spricht hier ein wenig durch die Blume und lässt verlauten, dass er eine „Entschuldigung“ erwartet.