In einer Betaversion von iOS 17.4 wurde entdeckt, dass Apple offenbar plant, Web-Apps in Europa zu blockieren. Die Entscheidung wurde später vom Unternehmen bestätigt und erklärt. Während Apple argumentiert, dass es diesen Schritt unternommen habe, um die Kartellgesetze einzuhalten, könnte dies stattdessen dazu führen, dass der Konzern mit einer neuen Kartelluntersuchung konfrontiert wird.
Als das iPhone im Jahr 2007 auf den Markt kam, waren die so genannten progressiven Web-Apps die einzige Möglichkeit für Drittentwickler, eine App zu veröffentlichen. Apple-Mitbegründer Steve Jobs pries damals deren Vorzüge an, war aber auch schnell davon überzeugt, dass native Apps ein viel besseres Erlebnis bieten würden. Trotzdem waren Web-Apps die erste Verteidigungslinie des Unternehmens, wenn es um Beschwerden über die Monopolstellung des App Stores bei iPhone-Apps ging. Noch 2021 erklärte Apple dazu:
„Webbrowser werden nicht nur als Vertriebsportal genutzt, sondern auch als Plattformen selbst, auf denen ‚progressive Webanwendungen‘ (PWAs) gehostet werden, die das Herunterladen der App eines Entwicklers über den App Store (oder andere Mittel) überflüssig machen.“
Nun blockiert Apple die Nutzung von Web-Apps in der EU und begründet dies mit der Einhaltung des Digital Markets Act (DMA). Ein Element dieses Gesetzes besagt, dass Apple nicht mehr darauf bestehen darf, dass konkurrierende Browser WebKit verwenden. Apple vertritt die Auffassung, dass man auch Web-Apps blockieren müsse, da diese standardmäßig WebKit verwenden.
Apple: „Betrifft nur eine kleine Anzahl von Nutzern“
Nicht jeder ist von Apples Motiven überzeugt und glaubt, das Unternehmen wolle stattdessen die Europäische Union für den DMA abstrafen. Die Financial Times berichtet, dass Apple nun mit einer Untersuchung wegen dieses Schrittes konfrontiert sei.
„Die EU hat erste Schritte in Richtung einer formellen Untersuchung gegen Apple unternommen. Grund dafür ist die Entscheidung, den Zugang zu einigen Anwendungen zu sperren, die den App Store des Unternehmens umgehen, während Brüssel die Geschäfte des iPhone-Herstellers genauer unter die Lupe nimmt. Die Wettbewerbsbehörden der EU haben in der vergangenen Woche Fragen an Entwickler geschickt, um die Auswirkungen von Apples Entscheidung, so genannte ‚progressive Web-Apps‘ in der EU zu deaktivieren, zu ermitteln – ein Schritt, der als Vorläufer einer eingehenden Untersuchung angesehen wird […].“
Laut Financial Times habe Apple eine Stellungnahme abgelehnt, aber auf eine frühere Erklärung hingewiesen, in der es hieß:
„Wir gehen davon aus, dass diese Änderung nur eine kleine Anzahl von Nutzern betreffen wird. Dennoch bedauern wir jegliche Auswirkungen, die diese Änderung – die als Teil der Arbeit zur Einhaltung der DMA gemacht wurde – auf die Entwickler von Homescreen-Webanwendungen und unsere Nutzer haben könnte.“
Wie es aktuell aussieht, dürfte die Angelegenheit um Apples Reaktion auf den Digital Markets Act in der EU vor Gericht landen.