Fast jeder iPhone-Anwendung, die sich heutzutage aus Apples Software-Kaufhaus laden lässt, fehlt eine Preisauszeichnung. Da wo eigentlich der Preis stehen sollte, blendet Apple nur die „Laden“-Taste ein, darunter steht in kleiner grauer Schrift „In-App-Käufe“.

Damit kann jedoch alles Mögliche gemeint sein: Vom optionalen 49-Cent-Trinkgeld, bis hin zum 10.000 Euro teuren Abo. Dazwischen kennt der App Store mittlerweile 898 unterschiedliche Verkaufspreise.

Laden, Laden, Laden: Preise fehlen inzwischen nahezu Vollständig

Vergleichendes Shoppen unmöglich

Ein Vergleich ist hier ebenso unmöglich wie das Bilden von Erwartungshaltungen. Verbraucher können Suchergebnisse und Apples Tages-Empfehlungen sichten, bleiben aber völlig im Unklaren darüber, mit welchen Folgekosten nach dem Gratis-Download ausgewählter Anwendungen gerechnet werden muss.

Dies gilt übrigens auch für die Übersicht der in Apps verfügbaren In-App-Käufe, die versteckt in den Beschreibungstexten der unterschiedlichen Applikationen durch eine Handvoll zusätzlicher Displayberührungen aufgerufen werden kann.

„Angebot 33 1“: Die Übersicht der In-App-Käufe ist oft wenig aufschlussreich

Hier werden lediglich vorhandene In-App-Käufe angeführt, die auch Sonderangebote, längst nicht mehr verfügbare Preise und versteckte Preise beinhalten können, die alles Mögliche aber keinen Vergleich zulassen. Damit hat vor allem zu kämpfen, wer sich mehrere Apps aus dem selben Genre anschaut. Etwa um die günstigste App zum Lebensmittel-Tracking aufzuspüren.

Um die echten, aktuell gültigen Preise einsehen zu können, existiert oft keine Alternative als der Download mit anschließendem Selbstversuch. Oft müssen hier erst Benutzerkonten angelegt und Testzeiträume abgewartet werden, bevor die geladenen Anwendungen mit den Monats- und Jahrespreisen herausrücken, die aktuell fällig werden und selbst diese fallen teils völlig willkürlich aus.

Erster Preis gefällt nicht? Yazio blendet direkt einen zweiten ein

Der Kalorienzähler Yazio etwa zeigt nach dem Onboarding einen Monatspreis von 4,99 Euro an. Wer das Angebot nicht annimmt wird dann (reproduzierbar) an ein 50 Prozent günstigeren In-App-Kauf weitergeleitet.

Historisch gewachsen, nie optimiert

Um zu verstehen, wie es dazu gekommen ist, muss man einen Blick auf die Geschichte des App Stores werfen. Anfangs existierten ausschließlich vorab bezahlte Anwendungen. In den frühen Tagen kannte der App Store weder Abonnements noch In-App-Käufe.

Nach Einführung der In-App-Käufe, die schnell und aggressiv zur bevorzugten Methode der Monetarisierung avancierten, verzichtete Apple Anfangs vollständig auf eine Auszeichnung der Kaufmöglichkeiten.

In-App-Käufe: Erst seit 2013 überhaupt beschriftet

Hier waren im Jahr 2013 laute Proteste von Interessensgruppen aus Bildung und Erziehung, öffentlicher Druck aus Reihen der Europäischen Kommission , finanziell ruinierte Kinder und Urteile wie dieses des Bundesgerichtshofs nötig, um Apple dazu zu bewegen, überhaupt einen Hinweis auf In-App-Käufe im App Store anzuzeigen.

Über ein Jahr später, Ende 2014 änderte Apple dann auch noch die Tastenbeschriftung: „Gratis“ wurde zu „Laden“. Im Selben Jahr tauchten die Hinweise erstmals auch in der Suche auf.

Ende 2014: Aus „Gratis“ wird „Laden“

Abos Überall, Kosten völlig unklar

Mit der großflächigen Einführung der App-Store-Abonnements im Sommer 2016 haben sich im Laufe der zurückliegenden sieben Jahre fast alle im App Store angebotenen Anwendungen von vorab veranschlagten Kosten verabschiedet und setzte auf wiederkehrende Gebühren.

Statt vorhandene Abonnements gesondert hervorzuheben, sortierte Apple diese ebenfalls unter dem Stichwort In-App-Käufe ab und unterscheidet nirgends sichtbar zwischen einmaligen und wiederkehrenden Gebühren für mobile Anwendungen – vielleicht mit mit Ausnahme des neuen Kaufverlaufs, in der neuen Einkaufsstatistik tauchen jedoch nur die schon bezahlten Inhalte auf.

Abo-Preise von Yoga-Apps: Bis zu 9 unterschiedliche Jahrespreise

Damit sind wir beim Status quo angekommen: Heutzutage dominieren die Abonnements, sind als solche jedoch weder zu erkennen, noch untereinander zu vergleichen. Und selbst nach Download, Installation, Registrierung und Probephase ist die Preisgestaltung oft völlig unklar.

Ein Supermarkt ohne Verkaufspreise

Der App Store gleicht heutzutage einem Supermarkt, in dem so gut wie kein einziges Produkt mit einem Verkaufspreis ausgezeichnet ist und man jede Cornflakes-Schachtel erst einmal in die Hand nehmen muss, um ein grobes Gefühl dafür zu bekommen, welche Preise hier möglicherweise fällig werden könnten. Angezeigt bekommt man den aktuell gültigen Preis für die Schale Cornflakes jedoch oft erst nachdem diese mit nach Hause genommen, gekostet und auf dem Esstisch platziert wurde.

Der App Store ist mit seiner aktuellen Preis-Politik maximal intransparent und damit vielleicht im Sinne Apples, aber definitiv nicht im Sinne der im App Store aktiven Verbraucher.

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