Bei der Open Web Advocacy (OWA) handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, in der sich vorrangig Entwickler für die Zukunft des offenen Internets engagieren. Im Zusammenhang mit Regulierungen und Gesetzgebung nimmt die OWA häufig eine beratende Rolle ein. So hat die Organisation beispielsweise auch Einfluss auf die Ausarbeitung des europäischen Gesetzes über Digitale Märkte (DMA) genommen.

Auch bei der Überprüfung der Umsetzung der mit dem DMA verbundenen Vorgaben durch die betroffenen Unternehmen spielt die Organisation eine tragende Rolle. Der jetzt von der OWA vorgelegte Apple DMA Review dürfte wesentlichen Einfluss darauf nehmen, wie die EU-Kommission die von Apple unternommenen Anstrengungen beurteilt.

Die für den Digitalbereich zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager hat bereits angedeutet, dass die Gesetzgeber von den bislang von Apple eingeleiteten Maßnahmen nicht sonderlich überzeugt sind. Der OWA-Bericht gießt nun ordentlich Öl in dieses Feuer und unterstellt, dass Apple die DMA-Vorgaben nicht eingehalten hat und das, was umgesetzt wurde, auf eine Art und Weise getan hat, die Apples Wettbewerbern das Leben so schwer wie möglich machen soll. Apple nutze jedes zur Verfügung stehende Werkzeug, um Entwickler davon abzuhalten, Apples App Store zu verlassen, und die Ziele der DMA zu untergraben.

100 Seiten PDF-Kritik

Der Abschlussbericht der OWA konzentriert sich auf Apples Webbrowser Safari und die hier für Alternativen vorhandenen Möglichkeiten und Freiheiten. Allein dieser Bereich füllt bereits mehr als 100 PDF-Seiten und führt dabei zahlreiche Beispiele dafür auf, dass Apple die gesetzlichen Vorgaben nach Ansicht der OWA nicht ausreichend umgesetzt hat.

Kernthema ist hier häufig der Konflikt, dass zusätzliche Freiheiten auch die Sicherheit der Nutzer einschränken. Während die in der OWA vereinigten Entwickler von Apple eine weitreichende Öffnung erwarten, sind die Argumente Apples, dass damit auch neue Gefahren und Risiken für den Nutzer verbunden sind, zumindest nicht pauschal von der Hand zu weisen.

EU-Verfahren wohl unausweichlich

Ein Verfahren der EU, in dessen Rahmen Apples Umsetzung und die Vorwürfe der OWA gleichermaßen überprüft werden, scheint unausweichlich. Die Liste der von der OWA zum Teil als schwere und vorsätzliche Nichteinhaltung des europäischen Gesetzes bezeichneten Punkte kritisiert in vielen Bereichen auch, dass Apple seine Vorgaben zu vage definiert und keine klare Orientierung für ein Angebot von Alternativen bietet. Zudem müsse Safari vollständig entfernbar und es für die Anbieter von Alternativen gleichzeitig auch möglich sein, diese außerhalb der Europäischen Union zu entwickeln – Apple lässt dies bislang nicht zu.

Auf das Angebot von Apps aus anderen Quellen als aus Apples App Store allgemein bezogen richtet sich der Vorwurf gegen Apple, dass die Zulassung (die sogenannten „Notarisierung“) diese Apps im Gegensatz zu Apples Lösung für Mac-Anwendungen viel zu langsam und umständlich ist.

Interessant dürfte auch die Einschätzung von Apples sogenannter „Core Technology Fee“ durch die EU-Kommission werden. Apple hat die Konditionen diesbezüglich zwar schon ein Stück weit gelockert, die OWA fordert hier allerdings eine vollständige Abschaffung. Auch hier scheint ein gesunder Mittelweg angebracht. Es ist nachvollziehbar, dass Apple für die Bereitstellung der technischen Basis zumindest eine gewisse „Kostenbeteiligung“ erwartet.

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