Ursprünglich wurde das in Kooperation mit dem RC Car Start-Up Sturmkind entwickelte Carrera Hybrid bereit Ende vergangenen Jahres angekündigt. Mittlerweile rückt der Verkaufsstart im Oktober näher gerückt und wir konnten endlich selber einen kurzen Blick auf das via Smartphone gesteuerte System werfen.
Carrera Hybrid verzichtet auf die dicken Kunststoffbretter mit ihren eingelassenen Fahrspuren und ersetzt diese durch dünne, flexible Kunststoffmatten, die sich kinderleicht zusammenfügen lassen. Das System erinnert damit auf den ersten Blick an das zwischenzeitlich eingestellte Anki Overdrive, unterscheidet sich jedoch in einigen Funktionen maßgeblich.
Denn Anki Overdrive ließ euch eure Fahrzeuge, wie bei einer klassischen Carrerabahn, nie richtig selber lenken. Stattdessen orientierten sich die kleinen Flitzer an vier vorgegebenen Fahrspuren und fuhren diese vollkommen autonom ab. Selbst manuelle Lenkbewegungen mit dem Smartphone hatten das Fahrzeug lediglich zum Wechsel auf eine andere Fahrspur gezwungen, die restliche Steuerung blieb jedoch der Software überlassen. Und wenn ein Fahrzeug mal von der Strecke abkam, blieb dieses umgehend stehen und musste per Hand wieder zurück auf die Fahrbahn gesetzt werden.
Carrera verfolgt jedoch einen anderen Ansatz und möchte euch deutlich mehr Kontrolle über das eigene Fahrzeug geben. Auch die kleinen Miniaturrennwagen von Carrera verfügen über eine IR Diode am Fahrzeubogen. Allerdings folgen sie auf der Rennstrecke keinen fest vorgegebenen Spuren, sondern nutzen die Rennstrecke vollkommen frei aus. Die schwarze Fahrbahn weist eine kaum erkennbare Musterung auf, anhand der die Fahrzeuge jederzeit ihre exakte Position erkennen.
Beim initialen Abfahren eurer Rennstrecke erfasst die Software für euer Smartphone nicht nur den Streckenverlauf, sondern errechnet auch die Ideallinie und optimalen Beschleunigungs- und Bremspunkte. Machine Learning lässt grüßen. Der KI Hype macht also auch nicht vor Carrera Halt, allerdings ist Streckenmustererkennung tatsächlich ein guter Anwendungsfall für künstliche Intelligenz.
Fahrassistent statt Fahrspur
Die KI übernimmt aber im Anschluss nicht die komplette Fahrt für euch, sondern unterstützt euch lediglich dabei nicht von der Rennbahn abzukommen. Ideallinie, Brems- und Beschleunigungspunkte müsst ihr selber finden. Gelenkt, Gas gegeben und gebremst wird über die zugehörige Smartphone App. Die Software sorgt zusätzlich dafür, dass sich die kleinen Carrera Autos nicht wie winzige Spielzeugautos anfühlen, sondern möglichst realistisch verhalten. Denn ein 1,2 Tonnen schwerer Rennbolide weist ein gewisses Trägheitsmoment auf, welches sich nicht nur auf Beschleunigungs- und Bremsverhalten auswirkt. Entsprechend beschleunigt euer Fahrzeug nicht in einem Sekundenbruchteil auf seine Maximalgeschwindigkeit und insgesamt laufen die Rennen deutlich langsamer, aber auch realistischer ab, als auf einer klassischen Carrerabahn. Ohne die feste Spurführung wären die kleinen Rennwagen bei so hohem Tempo jedoch auch nicht kontrollierbar.
Der Fahrassistenz hält euch zwar auf der Strecke, die ideale Rundenzeit erreicht ihr aber nur, wenn ihr Ideallinie fahrt. Zusätzlich „bestraft“ das Spiel jeden Eingriff der Assistenten durch schnelleren virtuellen Verschleiß eurer Reifen. Womit das Fahrzeug über die Dauer des Rennens kontinuierlich langsamer wird. Fortgeschrittene Fahrer wechseln in den Profimodus, bei dem die Fahrhilfen reduziert werden und ihr tatsächlich selber darauf achten müsst nicht doch einmal im Kiesbett zu landen. Aber selbst ein Ausflug neben die Strecke ist kein Beinbruch, denn abseits der Spur haben die kleinen Rennwagen zwar keine Orientierungshilfe mehr, lassen sich aber wie ein ganz normales RC Auto weiter fahren und lenken. Und so auch wieder zurück auf die Strecke dirigieren.
Gewohnt detailverliebt
Die kleinen Carrera Autos im Maßstab 1:50 sind nicht nur äußerlich liebevoll und detailreich gestaltet – sogar die Frontscheinwerfer lassen sich einschalten und die Heckleuchten flammen bei Bremsvorgängen auf. Sondern auch unter der Haube könnt ihr in die Details gehen und die Fahrzeugabstimmung anpassen. Dank virtuellem Tuning ändert ihr Motorleistung, Getriebeabstimmung und Reifentyp. All das hat direkten Einfluss auf das Fahrverhalten. Neue „Tuningteile“ schaltet ihr durch gewonnene Rennen frei. Denn auch wenn ihr alleine fahrt, könnt ihr die Zeiten virtueller Gegner schlagen.
Der größte Fahrspaß ergibt sich natürlich beim Rennen gegen echte Mitspieler. In freier Fahrt lassen sich bis zu 30 Carrera Autos gleichzeitig über die Strecke jagen, in Rennen liegt die Höchstgrenze bei 16 Fahrzeugen. Aber auch dann braucht ihr nicht nur viele Freunde, um das Grid zu füllen, sondern auch genug Platz und einen hinreichenden Geldbeutel um eine entsprechend große Rennstrecke aufzubauen.
Womit wir zum Preis gelangen, der zwar nicht direkt günstig ist, aber zumindest unter dem damaligen Einführungspreis von Anki Overdrive liegt. Denn für eines der beiden Startersets werden knapp 150 Euro fällig. Enthalten sind 15 Streckenteile und zwei Fahrzeuge, sodass ihr direkt loslegen könnt. Die Akkukapazität der kleinen Flitzer genügt laut Herstellerangabe für gut 30 Minuten Fahrzeit und die Autos lassen sich über USB-C binnen 20 Minute wieder vollständig aufladen. Wenn ihr alleine fahrt, könnt ihr mit einem der Startersets also theoretisch im fliegenden Wechsel selbst die 24 Stunden von Le Mans durchfahren.
Startersets Carrera Hybrid Speedway to Hell mit zwei im Track Design gestalteten Autos und 15 Streckenteilen für 6 Meter Rennstrecke für 149,99 Euro.
Starterset Carrera Hybrid Devil Drivers mit zwei im Streetrace Design gestalteten Autos und 15 Streckenteilen für 6 Meter Rennstrecke für 149,99 Euro.
Erweiterungsset Track Pack 1 mit 4 zusätzlichen Geraden und jeweils zwei Links- und Rechtskurven für 49,99 Euro.
Erweiterungsset Track Pack Speed mit 10 zusätzlichen Geraden für 49,99 Euro.
Zusätzliche Autos – zum Start ausschließlich Porsche 911 GT3 R, weitere lizensierte Modelle sollen folgen – für jeweils 49,99 Euro.
