Das Jahr 2024 war kein besonders gutes für den Smart Audio-Hersteller Sonos. Nachdem man zunächst eine katastrophale App veröffentlicht hatte, sorgten dann auch noch Ladeprobleme beim neuen OverEar-Kopfhörer Sonos Ace für großen Kundenunmut. Letzterer Kopfhörer soll sich zudem auch nicht so gut verkaufen wie gewünscht, so dass vor wenigen Wochen das Absatzziel deutlich nach unten korrigiert wurde. Als Grund nannte damals der Bloomberg-Redakteur Mark Gurman auch die verkorkste Sonos-App.
Nachdem man sich großen Ärger mit der Kundschaft aufgrund der fehlerhaften Anwendung eingehandelt hat, ruderte Sonos zurück, legte mehrere Produkte auf Eis und kümmerte sich nach einer sehr späten Entschuldigung mit gestiegenem Aufwand um Verbesserungen in der Sonos-App. Letztere ist noch immer nicht komplett funktionstüchtig.
Als man dann vor einigen Wochen auch die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024 bekannt gab, überraschte es nicht, dass diese nicht besonders gut ausfielen. Wie WIRED in einer umfassenden Sonos-Story berichtet, sank der Gesamtumsatz im Jahresvergleich um 8 Prozent, wobei das vierte Quartal mit einem Rückgang von 16 Prozent besonders schlecht abgeschnitten habe.
„Sonos versuchte, die Auswirkungen seiner eigenen Fehler herunterzuspielen, indem es die Schuld auf ‚eine schwächere Nachfrage aufgrund schwieriger Marktbedingungen‘ schob, bevor man in einer Entschuldigung einräumte, dass ‚die Herausforderungen, die sich aus unserer jüngsten App-Einführung ergeben haben‘, ebenfalls eine Rolle gespielt hätten. […] Dies ist das zweite Jahr in Folge, in dem Sonos trotz zweier Entlassungsrunden einen Umsatzrückgang von 5,5 Prozent im Jahr 2023 verzeichnet hat. ‚Herausfordernd‘ war das Wort, das CEO Patrick Spence verwendete, um dieses Jahr zu beschreiben.“
Hinzu kommt, dass Sonos in diesem Jahr lediglich eine Million neuer Nutzer und Nutzerinnen hinzufügen konnte, was laut Anmerkungen von Investoren der niedrigste Wert in den letzten „5 bis 10 Jahren“ sei. Es stellt sich also ultimativ die Frage, wie ein Unternehmen wie Sonos, das sich komplett auf teils smarte Audioprodukte konzentriert, in einem offensichtlich mit großer Konkurrenz versehenen und dadurch gesättigten Markt weiterhin überleben kann. Bei Apple, Amazon, Google und weiteren großen Tech-Konzernen warten jeweils eigene Audio-Produkte auf die loyalen User – warum sollten sie sich ein System eines Drittherstellers zulegen, das zudem aktuell alles andere als stabil läuft?
Auch WIRED stellt sich diese Frage und kommt zu einer nicht ungewöhnlichen Antwort: „Sonos wäre nicht das erste Unternehmen, das darüber nachdenkt, ob ein Abonnementmodell helfen könnte, das Geschäft am Laufen zu halten“, so WIRED. „Wiederkehrende Umsatzströme sind finanziell sehr sinnvoll – und einige große Marken nutzen sie genau aus diesem Grund zu ihrem Vorteil.“
Andere Unternehmen machen es vor: GoPro beispielsweise führte nach schlechten Umsatzzahlen im Jahr 2016 ein Abonnement ein, das einen Cloudspeicher für die Aufnahmen der eigenen Actioncams bot. „GoPro Plus“ wurde kontinuierlich erweitert und zählt anstelle von anfangs 160.000 zahlenden Usern mittlerweile 2,56 Millionen aktive Abos. Ähnlich verhält es sich mit dem Xbox Game Pass, smarten Sicherheitskameras oder Türklingeln, sowie einigen Automobilherstellern wie Mercedes-Benz, BMW und Tesla, die zusätzliche Funktionen in einem Abonnement anbieten. WIRED berichtet bezüglich eines möglichen Sonos-Abos:
„Ein kurzer Blick in die Community-Foren auf Reddit oder sogar auf die Sonos-Website zeigt, dass die Nutzer bereits befürchten, dass dieser Schritt in Planung sein könnte. Und ihr Verdacht ist auch nicht nur eine unbegründete Vermutung. Die Art und Weise, wie die App jetzt funktioniert, ist völlig anders als zuvor, so dass ein Abo-Spiel technisch möglich ist.“
Vor allem die komplette Überarbeitung der Sonos-App sorgt für Skepsis. Sonos-Experte und -Hacker Andy Pennell berichtete jüngst, dass „die App von der Steuerung der Geräte über ein lokales Netzwerk zu einer App übergegangen ist, die die Geräte über ihre [Sonos, Anm.d.Red. eigene Cloud steuert. Und indem alles über die Sonos-Server umgeleitet wird, hat das Unternehmen letztlich mehr Kontrolle über die Dinge, die Benutzer mit ihren Geräten tun und lassen können.“ Laut Pennell wurde nicht nur das UI, sondern auch die komplette API der App geändert.
„Ich verwende die alte App und sie funktioniert einwandfrei. Es war also keine technische Entscheidung, dass sie es nicht zurücksetzen können. Es muss einen anderen geheimen, großartigen Plan geben, was auch immer es ist.“
WIRED sprach auch anonym mit einem ehemaligen Sonos-Entwickler, der sich ebenfalls skeptisch über die Unmengen an finanziellen Mitteln, die in die neue App gesteckt worden sind, äußert.
„Ich war ziemlich skeptisch, was die Ressourcen angeht, die wir in eine App stecken, für die wir kein Geld verlangen – etwas, das keine Einnahmen bringt. Aber das Einzige, was ich von den Mitarbeitern des App-Teams über die Notwendigkeit und den Nutzen der App hörte, war die Flexibilität, die sie bietet, und dass sie uns die Türen zu Dingen öffnet, die wir vorher nicht tun konnten. Es würde mich allerdings nicht überraschen, wenn es irgendwo ein Abo-Modell gäbe.“
Laut WIRED hat Sonos auf Anfrage ein Abo-Modell rigoros abgelehnt und gab auch an, dass man nicht an einem solchen arbeite. Ob mit oder ohne Abonnement – Sonos muss definitiv neue Wege finden, auf dem hart umkämpften Smart Audio-Markt zwischen anderen Größen der Branche bestehen zu können.
Der Beitrag Sonos: Führen schlechte Umsätze zur Einführung eines Abo-Modells? erschien zuerst auf appgefahren.de.