Die Lage der Beschäftigten hinter den zahlreichen Liefer-Apps bleibt ein relevantes Thema. Bereits im Oktober haben wir auf ifun.de über Streiks bei Lieferando und die zunehmende Auslagerung von Tätigkeiten an Subunternehmen berichtet. Die Kritik richtete sich damals vor allem gegen intransparente Strukturen, unsichere Arbeitsbedingungen und fehlende Tarifbindungen.
Eine neue rbb-Reportage greift diese Entwicklungen nun umfassend auf und veranschaulicht sie am Beispiel indischer Kurierfahrer, die in deutschen Städten unter prekären Bedingungen arbeiten.
Die 45-minütige Dokumentation „Ausgeliefert! Das Geschäft mit den Kurierfahrern“, die bereits in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zeigt, wie junge Menschen aus Indien mit dem Versprechen auf ein Studium angeworben werden. Viele verschulden sich dafür erheblich und geraten in Deutschland in Abhängigkeiten, aus denen sie sich nur schwer befreien können. Die Reporter Fabian Grieger und Jan Wiese haben dafür über Monate hinweg in der Community recherchiert.
Arbeitsbedingungen kaum kontrollierbar
Die Dokumentation verdeutlicht, wie stark die großen Plattformen auf Subunternehmer setzen. Während früher vor allem fest angestellte Fahrer unterwegs waren, wickeln heute externe Firmen einen wachsenden Teil der Lieferungen ab. Diese Unternehmensketten sind oft unübersichtlich. Betroffene berichten von fehlenden Arbeitsverträgen, unbezahlten Monaten und Löhnen deutlich unterhalb des Mindestlohns. Die Recherche zeigt zudem Fälle, in denen Kurierfahrer trotz hoher Arbeitsbelastung keinerlei Planungssicherheit haben. Auch Drohungen und Gewalt gegen Beschäftigte kommen vor, wenn sie sich gegen Missstände wehren.
Experten beschreiben dieses Umfeld als schwer kontrollierbar. Verantwortlichkeiten werden verschoben, was rechtliche Schritte erschwert. Gewerkschaften und Arbeitsrechtler sehen darin ein strukturelles Problem, das sich inzwischen auf mehrere Lieferdienste erstreckt.
Die ARD-Reportage stellt auch die politischen Reaktionen dar. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas kündigt an, ein mögliches Direktanstellungsgebot zu prüfen. Ein solches Modell könnte Subunternehmerketten eindämmen und für mehr Transparenz sorgen. Mehrere Bundesländer unterstützen diesen Vorstoß. Wie weitreichend solche Maßnahmen sein können, wird derzeit untersucht.
Die Dokumentation bietet einen aktuellen und gut nachvollziehbaren Überblick über die Entwicklungen in der Branche.
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