Was noch vor wenigen Jahren nach Science-Fiction klang, bestimmt heute unseren Alltag und das weit über die Tech-Branche hinaus. Vom Launch von ChatGPT vor rund drei Jahren bis zum heutigen KI-Wettrennen zwischen OpenAI, Google und Startups wie Anthropic, dem Unternehmen, das sogar noch vor OpenAI an die Börse gehen könnte, hat sich die Landschaft rasant verschoben. Die Möglichkeiten, die KI eröffnet, sind gewaltig, die Risiken ebenso. Genau deshalb braucht es Menschen, die diese Entwicklungen einordnen, zugänglich machen und miteinander verknüpfen können. Eine der prägendsten Stimmen derzeit ist Lara Sophie Bothur. Sie ist Global Tech Influencerin, LinkedIn Top Voice und eine der wichtigsten Übersetzerinnen im Tech-Ökosystem und der Meinung:

Wenn wir [Technologie] zugänglich machen, dann können Menschen [sie] auch verstehen und [die Entwicklungen] in die richtige Richtung lenken.

Die Diskussion um Laras rasantes Follower-Wachstum als Brand Ambassador für Deloitte, noch vor ihrer Selbstständigkeit, sorgte seinerzeit für Schlagzeilen und eine große Debatte. Rückblickend scheint genau diese Auseinandersetzung ihre Position geschärft zu haben: Heute ist selbstständig, seit erst knapp zwei Monaten, und die Resonanz zeigt, wie relevant ihre Rolle geworden ist. Ihr Account zählt inzwischen 381.946 Follower auf LinkedIn.

Laras Arbeit findet jedoch nicht nur auf LinkedIn statt, sondern auf den größten Tech-Bühnen der Welt. Sie arbeitet mit einigen der wichtigsten Tech-Konzernen der Welt zusammen: Meta, Nvidia, Google, SAP, AWS, Salesforce, Siemens, Workday, Porsche und Deloitte. Ihre Rolle reicht dabei weit über klassische Influencer-Arbeit hinaus: Sie steht auf internationalen Bühnen vor bis zu 20.000 Menschen und übersetzt komplexe Technologien für ein breites Publikum. Zudem wurde sie jüngst von Forbes in die 30 Under 30-Liste 2025 aufgenommen – eine Auszeichnung, die ihren wachsenden Einfluss im internationalen Tech-Ökosystem zusätzlich unterstreicht.

Lara Sophie Bothur auf der THIS IS MARKETING-Bühne in Frankfurt, © Aufnahme von Lara Sophie Bothur

Wer ihr zuhört, merkt schnell: Lara erklärt Innovation nicht nüchtern, sondern immer als Story, die hängen bleibt. OnlineMarketing.de-Redakteurin Larissa Ceccio hat sie im TAP INTO MARKETING Podcast getroffen und schnell wird klar, warum Laras Beiträge im internationalen Tech-Diskurs so viel Aufmerksamkeit bekommen. Sie schafft Verständlichkeit, wo andere nur Buzzwords produzieren, und verbindet technologische Entwicklungen mit greifbaren menschlichen Perspektiven. Genau darin liegt ihre Stärke als Tech-Translatorin: Sie zeigt, wie Technologie wirkt, wo Risiken entstehen und warum wir Innovationen erklären müssen, bevor wir sie feiern. Jetzt direkt reinhören!

Das Prinzip Tech Translation: Die Magie hinter den Entwicklungen müssen entmystifiziert werden

Technologie ist für mich modernes Zaubern. Die Magie ist gigantisch, aber wir müssen entscheiden, wofür wir sie nutzen.

Und ja, viele Fortschritte wirken tatsächlich magisch. Schaut man beispielsweise Nano Banana Pro dabei zu, wie das Modell auf Basis von wenigen Prompts realitätsgetreue Visuals erstellt, kommt man unweigerlich ins Staunen. Dennoch darf Technologie nicht überwältigen. Sie muss einordnungsfähig, zugänglich und konstruktiv nutzbar bleiben, statt Menschen zu überfordern oder, im „Zauberjargon“, den Anschein dunkler Magie zu erwecken. Und genau das ist der Punkt, an dem Lara ansetzt. Sie bereitet Themen wie Agentic AI, digitale Zwillinge, Industrial Robotics oder Quantum Computing so auf, dass nicht nur Expert:innen sie verstehen können. Denn gerade im Hinblick auf den enormen Nutzen, aber auch die Risiken, sollte man sie verstehen.

Ein Bereich, den sie besonders hervorhebt, ist die Forschung. Lara betont, dass KI nicht nur Produktivitätsschübe in der Industrie auslöst, sondern auch Bereiche wie die medizinische Forschung massiv beschleunigt. Sie spricht im Interview über aktuelle Entwicklungen, bei denen KI Millionen klinischer Datenpunkte analysiert und Muster erkennt, die Menschen so nie auffallen würden. Besonders eindrücklich ist ihr Beispiel aus der Onkologie: KI-Systeme können heute dabei helfen, Tumorarten präziser zu klassifizieren und potenzielle Wirkstoffkombinationen deutlich schneller zu identifizieren. Ein Prozess, der früher Monate dauerte und nun in Stunden möglich ist.

Gleichzeitig spricht auch über die Schattenseiten technologischer Systeme, zum Beispiel über die massiven Fehlerquoten von KI-Gesichtserkennungssystemen. Bei weißen Männern liegt die Fehlerquote bei 0,8 Prozent, bei schwarzen Frauen hingegen bei 34 Prozent. Ein signifikanter Unterschied, der zeigt, wie stark Datensätze verzerrt sein können und wie sehr KI das reproduziert, was wir ihr geben. Für Lara ist genau das der Kern der Verantwortung: Technologie zeigt uns nicht nur Fortschritt, sondern auch unsere eigenen blinden Flecken. Sie sagt:

AI ist der Spiegel der Menschheit. Was wir hineingeben, bekommen wir zurück.

Menschen folgen nicht einzelnen Posts, sondern Perspektiven

Wenn Lara über LinkedIn spricht, geht es nicht nur um Follower oder Klicks. Für sie ist die Business-Plattform ein globaler Wissensraum, in dem die besten Ideen nicht von Marken selbst, sondern von den Menschen hinter den Unternehmen ausgehen. Sie erklärt:

LinkedIn ist für mich eine der stärksten Plattformen überhaupt. Dort steht jeder mit seinem eigenen Profil, vom Creator bis zum großen Unternehmen. Das Netzwerk ist unglaublich hochwertig, voller Entscheider:innen und Menschen, die wirklich etwas bewegen können.

In einer Zeit, in der Creator Burnout, algorithmische Brüche und sinkende organische Reichweite viele Social-Plattformen prägen, setzt Lara bewusst auf Qualität, Substanz und menschliche Perspektiven. Sie sieht LinkedIn als eines der relevantesten großen Medien, in dem Thought Leadership Wirkung entfalten kann. Wer Thought Leadership richtig angeht, prägt Meinungen, schafft Vertrauen und positioniert sich als Stimme mit Mehrwert. Wie das gelingt, erfährst du in einem dedizierten Beitrag auf OnlineMarketing.de.

Meinungsstark auf LinkedIn:
So machen Thought Leader Marken groß

© LinkedIn via Canva

Ein Punkt aus dem Gespräch fasst ihre Haltung besonders gut zusammen: Erfolgreiche Kommunikation entsteht für sie nicht durch perfekte Inhalte, sondern durch konsequente Einordnung. Menschen folgen nicht einzelnen Posts, sondern Perspektiven. Sie folgen Menschen, die Entwicklungen verständlich machen, statt nur über Trends zu sprechen. Ihre strategischen Entscheidungen spiegeln genau das wider. Lara fokussiert sich bewusst ausschließlich auf LinkedIn, weil sie andere Plattformen als deutlich weniger hochwertig in Tonalität und Diskussionskultur erlebt. Sie sagt:

[Auf] Instagram oder TikTok ist der Ton meist viel weniger qualitativ und weniger menschlich. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Deswegen bin ich froh, diese Nische zu besetzen und werde auch weiterhin darauf setzen.

Auch sprachlich denkt sie international. Sie postet auf Englisch, weil deutschsprachige Inhalte nur rund 2,8 Prozent der globalen LinkedIn Community erreichen. Wer global mitdiskutieren will, muss global kommunizieren – ein Gedanke, der sich durch das gesamte Gespräch zieht.

Ihre jüngsten Stationen zeigen die Dimension ihres Einflusses: Dreamforce in San Francisco, AWS re:Invent und CES in Las Vegas, SXSW in Texas, der Web Summit in Lissabon sowie das ESA Council Meeting mit europäischen Astronaut:innen. Bei Porsche war sie eine von nur zwei eingeladenen Creatorinnen, neben Toni Garrn. Dass Tech-Kommunikation heute auf Augenhöhe mit globalen Brands und internationalen Persönlichkeiten stattfindet, unterstreicht, wie relevant von Tech Influencern inzwischen geworden ist.

Tech Translatorin Lara Sophie Bothur auf dem Web Summit in Lissabon, © Aufnahme von Lara Sophie Bothur

ESA Ministerial Council Meeting, © Aufnahme von Lara Sophie Bothur

Lara Sophie Bothur (links) zusammen mit Alex Wallner, EVP & CEO EMEA Central bei Salesforce (rechts), bei der Dreamforce in San Francisco, © Aufnahme von Lara Sophie Bothur

Aktiv gestalten statt hinterherlaufen: Deutschlands Tech-Zukunft im Blick

Entwicklungen, die für viele noch nach Zukunft klingen, sind für Lara operative Realität sind. Sie spricht mit uns beispielsweise darüber, dass Space Tech in Fachkreisen bereits als potenzielles „nächstes Industriegebiet Deutschlands“ diskutiert wird. Der Hinweis ist sachlich begründet: Ohne Satellitentechnologie gäbe es weder GPS noch stabilen Mobilfunk oder global gesteuerte Lieferketten. Die Abhängigkeit ist groß, der wirtschaftliche Hebel ebenso. Ihre Kritik daran, wie Deutschland sich zu technologischen Entwicklungen verhält, fällt entsprechend deutlich aus:

Wir reden zu viel über Regulierung und zu wenig darüber, wie wir Technologie gestalten wollen.

Lara Sophie Bothur auf der Space Expo 2025 in Bremen, © Screenshot ihres Beitrags auf LinkedIn

Dennoch erklärt sie im weiteren Verlauf des Interviews, dass die Deutschen oft zugeschriebene Präzision keine Bremse, sondern ein Wettbewerbsvorteil sein kann, etwa im Manufacturing-Sektor, wo Qualität, Sicherheit und Stabilität entscheidend sind. Sie zitiert Jensen Huang, CEO von NVIDIA, der im November in Berlin sagte:

Manufacturing in Germany operates an extraordinary scale and precision and that’s exactly why your AI will be extraordinary too. The day has come to use it.

Für Lara ist das ein Hinweis darauf, dass Deutschland im Bereich Industrial AI eine relevante Rolle einnehmen kann, sofern Mut zur Umsetzung und technologische Präzision zusammenkommen. Ihr Appell richtet sich dabei nicht nur an Unternehmen, sondern ebenso an Politik und Gesellschaft: Technologie ist gestaltbar. Die Frage ist nur, ob man sie aktiv gestaltet oder ihr hinterherläuft.

Telekom und NVIDIA investieren 1 Milliarde Euro in Europas größte KI-Fabrik

© NVIDIA via Canva

Warum Tech-Kompetenz kein Studium braucht, sondern Mut zum Machen

Im Gespräch geht es somit auch um Unsicherheiten im Umgang mit Technologie: um die Angst, nicht mehr mitzuhalten, die Überforderung durch Geschwindigkeit und die Müdigkeit gegenüber immer neuen Buzzwords. Lara beschreibt dafür einen Dreischritt, der für die kommenden Jahre prägend sein wird: Nicht verstehen → skeptisch sein → lernen → gestalten. Sie selbst zeigt, dass Tech-Kompetenz nicht zwangsläufig aus einem spezialisierten Studium entstehen muss, sondern vor allem aus konsequentem Tun. Sowohl bei Deloitte als auch in ihrer heutigen Rolle hat sie sich ihre Position Schritt für Schritt selbst erarbeitet. Oder wie sie es formuliert:

Viele Jobs der Zukunft gibt es heute noch nicht. Ich habe mir meine Rolle selbst gebaut und das wird für viele normal werden.

Ihr Tool Stack ist dabei ein Spiegel ihres Ansatzes. Sie arbeitet mit KI-Tools wie SpaWeb SummDreamforc, Lara ChatGPT, Perplexity oder Otter.ai, um schneller zu analysieren, Inhalte zu erstellen oder komplexe Themen für ihr Publikum aufzubereiten. Aufgaben, für die früher stundenlange Recherche, Transkription oder Feinschliff nötig waren, erledigt sie heute in einem Bruchteil der Zeit. Insgesamt spart sie dadurch mehr als elf Stunden Arbeitszeit pro Woche.

Neugier schlägt Titel, Fähigkeiten schlagen Formalien. Wer Technologie wirklich versteht, schafft sich beruflich neue Chancen, oft ganz unabhängig von klassischen Lebensläufen oder Jobtiteln. Doch bei aller Tech-Euphorie landet unser Gespräch am Ende bei etwas, das sich nicht automatisieren oder skalieren lässt: menschlichen Entscheidungen, echter Empathie, Humor und dem Fähigkeit, Situationen im richtigen Kontext einzuordnen. Alles Faktoren, die wir uns von KI-Modellen nicht abnehmen lassen sollten. Sie soll uns stärker machen, nicht ersetzen.

Wer Tech erklärt, formt die Zukunft

Innovation ist selten bequem. Doch genau an den Stellen, an denen es ungemütlich wird, entsteht häufig Fortschritt. Lara zeigt in unserem Gespräch, wie wichtig es ist, Technologie nicht nur zu nutzen, sondern zu erklären – verständlich, verantwortungsvoll und ohne Angst vor Komplexität. Sie bricht komplizierte Narrative auf, bringt Transparenz in eine komplexe Debatte und macht sichtbar, dass Tech-Kompetenz nicht elitär sein muss. Unternehmen, Creator, Studierende, Führungskräfte: Wer Technologie begreift, kann sie gestalten. Und wer sie gestaltet, prägt die Zukunft. Vielleicht könnte dieser Umgang darüber entscheiden, wie Europa die nächsten Jahre im Tech-Ökosystem mitgestaltet.

Gleichzeitig bleibt für sie ein Punkt zentral: Nicht alles, was sich automatisieren lässt, sollte automatisiert werden. Lara spricht im Interview darüber, was trotz aller KI-Durchbrüche menschlich bleiben muss und warum:

Entscheidungen brauchen Kontext, Empathie braucht Erfahrung und Humor braucht Menschlichkeit. Genau das macht uns unersetzlich.

Danke an Lara Sophie Bothur für das inspirierende Gespräch.

Dreamforce 2025:
„Humans + Agents = the future“

© eigene Aufnahme

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