Schon Ende 2023 gab es ein Übernahme-Angebot von Amazon für den Saug- und Wischroboter-Hersteller iRobot, der vor allem für die Roomba-Reihe bekannt ist. Der Deal zur Übernahme scheiterte jedoch, Amazon zog sich aufgrund regulatorischer Probleme aus dem Kaufvertrag mit iRobot zurück.

Der zuvor dominante Marktanteil von iRobot ist seit 2014 stetig gesunken. Nach Daten von Statista ist er von 64 Prozent im Jahr 2016 auf 46 Prozent im Jahr 2020 gesunken. In den letzten zehn Jahren haben chinesische Unternehmen wie Ecovacs (Deebot/Yeedi), Anker (Eufy), Roborock (unterstützt von Xiaomi) und Dreame Technology den Weltmarkt mit billigeren, auffälligeren Optionen überschwemmt.

Auch Nischenanbieter wie Samsung und der US-Hersteller SharkNinja buhlen um die Aufmerksamkeit und den Geldbeutel der Saugroboter-Fans. Der Markt war umkämpft genug, um im Jahr 2023 ein in den USA ansässiges Robovac-Unternehmen, Neato Robotics, zu Fall zu bringen. 2024 verlor auch iRobot seinen CEO und Gründer Colin Angle, entließ Angestellte und befand sich seitdem in einer existenziellen Krise.

Auch die letzte potentielle Übernahme war gescheitert

In dieser Woche sorgte die Meldung, dass iRobot Insolvenz anmelden muss, daher für keine großen überraschten Gesichter. Der neue CEO Gary Cohen hatte die Investoren bereits das ganze Jahr über gewarnt, dass dem Unternehmen die finanziellen Mittel ausgehen würden, wenn man keinen Käufer finden würde. Noch im Oktober dieses Jahres gab es eine potentielle Übernahme, die allerdings auch scheiterte, da sich der Käufer zurückzog.

Die nun angemeldete Insolvenz von iRobot ist laut Aussage von Gary Cohen allerdings kein Ende, sondern „ein Neustart“ für das Unternehmen. Der CEO hoffe, dass iRobot wieder zu einem wettbewerbsfähigen Marktführer werde und möglicherweise neue, umweltfreundlichere Wege beschreite. Für Cohen ist die Insolvenz sogar eine gute Sache, wie er in einem Interview aus dieser Woche mit The Verge betont.

„Das sind gute Nachrichten für uns. So können wir langfristig überleben. Dadurch bleiben 500 Arbeitsplätze erhalten und eine globale Marke mit Sitz in Boston bleibt bestehen. Wir haben gerade einen langfristigen Mietvertrag für unseren Hauptsitz unterzeichnet und behalten alle Ingenieure, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie die Softwareentwicklung in diesem Gebäude. […] Es geht weiter wie bisher. iRobot bleibt bestehen. Wir erwarten keine Störungen.“

Vertragshersteller Picea Robotics übernimmt iRobot

Während Besitzer und Besitzerinnen von Roomba-Saugrobotern anhand dieser Nachricht erleichtert sein dürften, werden wohl die Aktionäre von iRobot allerdings alles andere als begeistert sein, da das börsennotierte Unternehmen nun privatisiert wird. Auch die zahlreichen entlassenden Angestellten der letzten Jahre dürften über die Aussage Cohens nur mit dem Kopf schütteln.

Das insolvente Unternehmen wird von seinem Vertragshersteller, dem chinesischen Unternehmen Picea Robotics, übernommen, das kürzlich auch zum Hauptgläubiger von iRobot wurde. Dieser Schritt bedeutet, dass iRobot zwar wie bisher weitergeführt werden kann, sich in Zukunft jedoch vollständig im Besitz von Picea befinden wird. Gary Cohen zeigt sich dankbar für die Zusammenarbeit mit Picea, die iRobot laut seiner Aussage zu einer kundenorientierteren Marke gemacht habe.

„Wir haben den Menschen endlich das gegeben, was sie wollten, darunter Lidar-Navigation und Kombi-Wischprodukte. In Zusammenarbeit mit Picea haben wir die vierjährige Technologie-Lücke, die wir hatten, innerhalb eines Jahres geschlossen. Wir haben die Konkurrenz zwar nicht überholt, aber wir haben die Lücke geschlossen und sind auf dem Weg, unsere Produkte der nächsten Generation im Jahr 2026 auf den Markt zu bringen.“

Laut The Verge war die erste Welle neuer Produkte „größtenteils enttäuschend“. Innovative Funktionen, darunter ein integrierter Staubkompaktbehälter, der eine automatische Entleerungsstation überflüssig mache, und eine einziehbare Abdeckung für den Rollmopp in iRobots Spitzenmodell wurden jedoch von Picea entwickelt. Auf die Frage, wie viel von der neuen Produktreihe tatsächlich von iRobot entwickelt wurde, antwortete der CEO gegenüber The Verge, es sei „eine Partnerschaft“ gewesen.

Wie es in Zukunft mit iRobot weitergeht, bleibt daher abzuwarten. Zwar mag der Ansatz „Wenn du sie nicht schlagen kannst, schließe dich ihnen an“ funktionieren. Gleichzeitig birgt er jedoch die große Gefahr, dass die Marke schlussendlich zu einer von vielen in einer Flut von unauffälligen Produkten wird.

Der Beitrag Insolvenz von iRobot: Laut CEO Gary Cohen „kein Ende, sondern ein Neustart“ erschien zuerst auf appgefahren.de.

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