Beim Unistellar eQuinox 2 handelt es sich um ein sogenanntes smartes Teleskop. Anstelle eines Okulars zeigen Mobilgeräte das eingefangene Bild an. Genaugenommen handelt es sich hier eigentlich eher um eine Variante der Astrofotografie, als um ein klassisches Teleskop. Die direkte App-Anbindung ist dann aber auch mit zahlreichen Vorteilen verbunden, begonnen bei der Suche nach Himmelsobjekten bis hin zum Speichern interessanter Aunfahmen.
Das Teleskop baut ein eigenes WLAN-Netz auf, mit dem man das Mobilgerät verbindet und es dann quasi als Fernbedienung verwendet. Das ist nicht ganz so komfortabel wie eine cloudbasierte Lösung, schließt jedoch Latenzen aus und garantiert vor allem eine komplett unabhängige Lösung. Ihr könnt das Teleskop auf einen Berg tragen und dort genauso verwenden, wie zuhause.
Das mit dem auf den Berg tragen ist übrigens ein vom Hersteller durchaus in Betracht gezogenes Nutzungsszenario. Das eQuinox 2 lässt sich vom Stativ trennen und Unistellar bietet einen speziellen Transportrucksack mit Regenschutz als Zubehör an. Das Gesamtgewicht des Teleskops beträgt 9 Kilogramm.
Das eQuinox 2 hat eine Brennweite von 450 Millimetern, damit verbunden sind im Inneren des Geräts ein Spiegel mit 114 Millimetern Durchmesser und ein Bildsensor vom Typ Sony IMX347 mit 6,2 Megapixeln verbaut.
Das mitgelieferte und mit einer speziellen Aufnahme für das Teleskop versehene stabile Stativ macht einen sehr hochwertigen Eindruck und lässt sich in der Länge verstellbaren Füßen auf eine Höhe zwischen etwa 60 und 130 Zentimetern bringen. Eine integrierte Mini-Wasserwaage unterstützt dabe, die optimale Position zu finden.
Das Teleskop selbst ist schnell und einfach befestigt und verfügt lediglich über einen Ein/Aus-Schalter, der komplette Rest wird per App erledigt. Die Akku-Laufzeit des Teleskops wird mit maximal elf Stunden angegeben.
App schlägt Objekte im aktuellen Sichtfeld vor
Wir haben das eQuinox 2 am Stadtrand ausprobiert, die Ergebnisse vollkommen abseits von Streulichteinfluss dürften nochmal merklich besser sein. Doch auch hier kann das Gerät schon eindrucksvolle Bilder liefern.
Wenn man bislang nur durch klassische Fernrohre geblickt hat, ist das Prinzip des drahtlos angebundenen Smartphone- oder Tablet-Bildschirms zwar gewöhnungsbedürftig, allerdings auch mit einem massiv erweiterten Funktionsumfang verbunden. Über die App kann man jene Objekte suchen, die von der aktuellen Position aus gerade sichtbar sein müssten und wenn gewünscht die eigenen Bilder auch direkt in der Fotosammlung speichern.
Die Grundlage für eine Session mit dem eQuinox 2 bildet die korrekte Ausrichtung des Teleskops. Wenn nötig, kann man die Optik mit einer im Lieferumfang enthaltenen Bahtinov-Maske scharfstellen. Bei der automatischen Ausrichtung mussten wir dem Teleskop hier und da unter die Arme greifen. Streulichteinfluss kann hier offenbar zu falschen Einstellungen führen und es hilft, wenn man das Teleskop vor dem Start des Positionierungsvorgangs mit dem App-Joystick grob auf eine klar erkennbare Himmelspartie, einen Planeten oder Stern richtet. Anschließend kann man die gewünschten Himmelsobjekte über die App auswählen und ansteuern.
Enhanced Vision verbessert die Teleskopbilder massiv
Beim Betrachten der ausgewählten Himmelspartien durch das Teleskop sind die ersten Bilder oft nicht sonderlich spektakulär. Die Unistellar-Funktion „Enhanced Vision“ sorgt dann aber dafür, dass sich die Aufnahmen bei längerer Betrachtung stetig verbessern. Das Teleskop kombiniert hierfür die Bilder aus einer Reihe von Kurzzeitbelichtungen und kann auf diesem Weg teils auch Störungen wie Lichtverschmutzung oder Wettereinflüsse massiv reduzieren.
Eindrucksvolle Beispiele für die damit möglichen Einblicke ins All finden sich zuhauf im Netz, Unistellar animiert seine Nutzer, ihre Ergebnisse mit den entsprechenden Hashtags online zu stellen.
Astro-Community und Forschungsprojekte
Schon der Preispunkt der Unistellar-Teleskope macht klar, dass es sich hierbei nicht um ein Hobby-Gerät handelt, das man nach ein zwei Abenden auf der Terrasse in die Kiste packt und vergisst. Der Himmel ist stets in Bewegung und bietet über das ganze Jahr hinweg attraktive Beobachtungsziele. Mit regelmäßig veröffentlichten Blog-Einträgen weist Unistellar auf jeweils aktuelle attraktive Ziele und Himmelsereignisse hin.
Interessierte Nutzer können darüber hinaus auch der „Citizen-Astronomer-Community“ beitreten und in diesem Rahmen an wissenschaftlichen Missionen teilnehmen. Hier kann man sich regelmäßig für Beobachtungsaufgaben einschreiben und deren Ergebnisse anschließend übermitteln.
Neuer Filter für Sonnenbeobachtung
Brandneu bietet Unistellar jetzt auch einen Solarfilter als Zubehör für seine Teleskope an, mit dessen Hilfe sich die Geräte auch tagsüber zur Beobachtung der Sonne verwenden lassen
Preislich liegt das eQuinox 2 von Unistellar mit 2.499 Euro wenn man auf die sonst in dieser Kategorie verfügbaren Geräte anderer Hersteller schaut wohl absolut im Rahmen. Das ist dennoch viel Geld, daher sollte man, falls man mit dem Gedanken an den Kauf eines solchen Teleskops spielt, unbedingt ein Auge auf die häufigen Sonderaktionen von Unistellar werfen. Aktuell gibt es beispielsweise 200 Euro Preisnachlass, wenn man sich vor dem Kauf für den Newsletter des Herstellers anmeldet.
Man tut zudem vermutlich gut daran, wenn man die zusätzlichen 359 Euro für den passenden Rucksack einkalkuliert und das Gerät darin zugleich einigermaßen kompakt aufbewahren und auch flexibel und ortsunabhängig verwenden kann.