Inmitten von Gerüchten, dass die Europäische Kommission demnächst 500 Millionen Euro Strafe gegen Apple verhängen wird, weil das Unternehmen gegen EU-Recht im Zusammenhang mit dem Zugang zu Musik-Streaming-Diensten verstoßen hat, äußerte sich Apple gestern zur Beziehung zum Apple Music-Konkurrenten Spotify. Darin geht es um laufende Beschwerden, die Spotify bei der Europäischen Kommission eingereicht hat, um eine Änderung der App Store-Regeln zu erreichen.
In einer Stellungnahme gegenüber MacRumors erklärte Apple, dass Spotify darauf abziele, unbegrenzten Zugang zu Apples Tools und Diensten zu erhalten, ohne etwas für den Wert zu bezahlen, den Spotify aus dem App Store erhält.
„Wir freuen uns, den Erfolg aller Entwickler zu unterstützen – einschließlich Spotify, der größten Musik-Streaming-App der Welt. Spotify zahlt Apple nichts für die Dienste, die ihnen geholfen haben, ihre App zu entwickeln, zu aktualisieren und mit Apple-Usern in 160 Ländern rund um den Globus zu teilen. Im Grunde geht es bei der Beschwerde darum, dass Spotify versucht, unbegrenzten Zugang zu allen Apple-Tools zu erhalten, ohne etwas für den von Apple bereitgestellten Wert zu bezahlen.“
Die Untersuchung der Europäischen Union über den Musik-Streaming-Markt und die App Store-Politik von Apple wurde ursprünglich von Spotify angestoßen. Spotify hat sich bereits mehrfach über die Regeln des App Store beschwert, die es verhindern, dass User Spotify abonnieren können, ohne In-App-Käufe zu tätigen und ohne eine Gebühr an Apple zu zahlen. Spotify begann schon 2015, mit der Europäischen Kommission zusammenzuarbeiten, und reichte 2019 eine letzte Beschwerde in Europa ein. In den letzten zehn Jahren hat sich Spotify 65 Mal mit der Europäischen Kommission getroffen und versucht, die EU davon zu überzeugen, dass Apples Regeln negative Auswirkungen auf Musik-Streaming-Dienste haben.
Laut Apple will Spotify die Regeln zum eigenen Vorteil umschreiben. Apple glaubt nicht, dass es bei den Beschwerden von Spotify um Wettbewerb oder bessere Konditionen für die Verbraucher geht – Spotify will einfach bessere Konditionen und nutzt die Europäische Kommission, um sie zu bekommen. Spotify will Zugang zu Apples Technologie, die Reichweite des App Store und die Möglichkeit, über den App Store Geld zu verdienen, ohne etwas an Apple zu zahlen. Die Europäische Kommission hat bereits erklärt, dass Apples Regeln zur Verhinderung von Umgehungen „für die Nutzer von Musik-Streaming-Diensten auf Apples Mobilgeräten nachteilig sind“ und zu Verwirrung bei den Verbrauchern führen könnten.
Fast 500 Spotify-Versionen bei Apples TestFlight
Apple behauptet, dass Spotify der dominierende Musik-Streaming-Anbieter in Europa und anderen Ländern sei und dass ein Großteil des Erfolgs des Unternehmens auf den App Store zurückzuführen sei. Spotifys Apps funktionieren dank Apples technischer Bemühungen nahtlos auf allen Apple-Geräten. Spotify hat für fast 500 Versionen der eigenen App Apples TestFlight verwendet und nutzt Tausende von Apples APIs in 60 Frameworks. Sollte die EU in dieser Angelegenheit eine Geldstrafe gegen Apple verhängen, wird das Unternehmen mit ziemlicher Sicherheit Berufung einlegen, so dass der Kartellstreit zwischen Apple und Spotify wahrscheinlich noch länger andauern könnte.
In einer Stellungnahme hat Spotify mittlerweile erklärt, dass es keine gleichen Wettbewerbsbedingungen wie Apple habe und darauf vertraut, dass die Europäische Kommission Maßnahmen ergreifen wird, um ein faires Ökosystem zu schaffen.
„Spotify hat seinen Erfolg trotz der Bemühungen von Apple, sich einen künstlichen Vorteil zu verschaffen, indem es seinen eigenen Musikdienst auf Schritt und Tritt begünstigt, während es unserem Dienst Steine in den Weg legt und unfaire Beschränkungen auferlegt. Nach den derzeitigen Regeln kontrolliert Apple den Zugang von Spotify zu seinen eigenen Kunden und gibt Spotify eine von zwei unhaltbaren Optionen: Entweder müssen wir ein schlechtes Nutzererlebnis bieten, bei dem wir nicht direkt kommunizieren können, wie man Spotify auf iPhones kauft oder abonniert, oder wir müssen einen Kostennachteil von 30 Prozent gegenüber unserem größten Konkurrenten hinnehmen. Das ist kein gleichberechtigtes Spielfeld. Wir unterstützen die Europäische Kommission und vertrauen darauf, dass sie bald Maßnahmen ergreifen wird, um ein faires Ökosystem für alle Beteiligten zu schaffen.“
Wie es scheint, liegt der Ball nun erneut bei der Europäischen Kommission, die die Wogen zwischen den beiden großen Konzernen und ihren Musik-Streaming-Diensten glätten müssen. Apple hatte sich in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Themen über App Store-Provisionen und Marktvorteile auseinandersetzen müssen, darunter in einem jahrelangen Gerichtsstreit mit Epic Games und ihrem iOS-Game Fortnite.