Am 20. Oktober war OnlineMarketing.de bei der zweiten Baby got Business Konferenz in Hamburg dabei. Die der Online-Marketing-Szene gut bekannte Brand Baby got Business von Ann-Katrin Schmitz veranstaltete zusammen mit IdeeDialog erneut ein Event, das ein umfassendes Update im Bereich Social Media und Influencer Marketing versprach. Im Interview verriet die Veranstalterin zum Beispiel, warum die meisten im Social-Media-Bereich schon an der Ansprache scheitern und wieso Influencer nicht alles nur nach Geld entscheiden (das ganze Interview findest du weiter unten im Beitrag).

Zu den Speakern gehörten Expert:innen von Meta, Westwing und Snapchat, aber auch namhafte Creator wie Farina Opoku, Dagi Bee und Riccardo Simonetti, die auf der großen Bühne ihre Erfahrungen teilten. Die Moderation wurde von Aminata Belli übernommen, die nicht nur als Reporterin bekannt ist, sondern auch 2021 vom Forbes Magazin in die Liste der „30 unter 30“ aufgenommen wurde. Die Besucher:innen der Baby got Business Konferenz erlebten ein vielfältiges Programm mit spannenden Diskussionsrunden, Keynotes und viel Platz zum Netzwerken.

Michelle Sobek und Swantje Schemmerling von OnlineMarketing.de auf der Baby got Business Konferenz

Trend-Watch 2024

Die Veranstalterin und Gründerin von Baby got Business, Ann-Katrin Schmitz, eröffnete die Veranstaltung und startete mit dem Thema „Influencer und Social Media Marketing – Trend Watch 2024“. Sie wies darauf hin, dass die Baby got Business Konferenz bewusst zu diesem Zeitpunkt im Jahr veranstaltet wird, damit die Teilnehmer:innen ihre Social-Media-Strategie und alle Entscheidungen, die im nächsten Jahr getroffen werden müssen, besser vorbereiten können.

Schmitz verleiht jedem neuen Social-Media-Jahr einen Titel und für 2023 lautete dieser „Community“. Für 2024 hat sie den Titel „Vertrauen“ gewählt. Schmitz betonte die Notwendigkeit, auch die Schattenseiten der sozialen Medien anzuerkennen und darüber zu sprechen. Für 2023 gab es Entwicklungen, die Grund zur Sorge gaben, insbesondere im Hinblick auf den wachsenden Einfluss der KI.

Vertrauen, der Titel für das kommende Jahr, bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, dass Nutzer:innen Vertrauen in die von ihnen gefundenen und geteilten Inhalte haben, angesichts des wachsenden Einflusses von Künstlicher Intelligenz. Schmitz betonte die raschen Fortschritte in der KI, insbesondere im Bereich der Erstellung realistischer Avatare. Obwohl diese Technologie vielversprechende Anwendungen bietet, wirft sie auch Bedenken hinsichtlich möglichen Deepfakes auf, wie beispielsweise das populäre Bild des Papstes in einer Balenciaga-Winterjacke. Sie verwies auf Beispiele aus ihrer eigenen Erfahrung, darunter die Teilnahme an dem aktuell populären Jahrbuch-Trend, der aufgrund mangelnder Transparenz, dass die Bilder von einer KI entworfen wurden, in ihrem eigenen Feed Kritik hervorrief.

Trend #1: WhatsApp Channels

Aufbauend auf dem Thema Community, welches Schmitz dem Social-Media-Jahr 2023 gegeben hat, gab sie an, dass die Kommunikation zunehmend in geschlossenen Räumen stattfindet. Anfangs waren es beispielsweise Telegram-Gruppen, nun ziehen auch die großen Plattformen mit. Broadcast Channels und kostenpflichtige Abonnements bei Instagram zeigen, dass solche Formate Anklang finden. Ein bemerkenswertes Beispiel für diese Art der Kommunikation sind WhatsApp Channels, die exklusive Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten bieten. Bekannte Unternehmen wie die New York Times und die Drogeriemarktkette DM nutzen diese Art der Kommunikation, um Millionen von Abonnent:innen zu erreichen. WhatsApp Channels bieten Unternehmen und Marken die Möglichkeit, kostenfrei mit ihrer Zielgruppe zu interagieren und diese stärker zu binden.

Trend #2: Inhalt liegt noch vor Persönlichkeit

Die Art und Weise, wie Plattformen funktionieren, verändert sich. In den sozialen Medien ist zu beobachten, dass die Bedeutung von Inhalten gegenüber Persönlichkeiten zunimmt. Es gibt immer mehr Content Creator, die vergleichsweise wenige Follower haben, deren Inhalte jedoch viral gehen und ein breites Publikum erreichen. Diese Verschiebung stellt Marken und Content Creator vor Herausforderungen. Schmitz betonte hierbei die Notwendigkeit von Vertrauen und Gemeinschaft, um echten Mehrwert für die Zielgruppe zu bieten.

Trend #3: Kooperationen auf LinkedIn

LinkedIn wird von Ann-Katrin Schmitz als die Plattform der Medienbranche angesehen. Auch klassische Influencer, die auf anderen Plattformen bekannt sind, beginnen vermehrt auf LinkedIn über ihre Marken zu sprechen. Schmitz empfiehlt, LinkedIn mit der Creator Community zu verknüpfen und mit Influencer Marketing auf der Plattform zu experimentieren.

Trend #4: Podcasts

Ann-Katrin Schmitz, die selbst als Podcast-Moderatorin des „Baby Got Business“-Podcasts bekannt ist, präsentierte drei wesentliche Erkenntnisse für Podcast-Macher:innen:

Die optimale Länge eines Podcasts beträgt genau 26 Minuten.Nischenthemen sind nach wie vor erfolgreich auf allen Plattformen, was die Bedeutung von spezifischem Content betont.Videoinhalte sind ein wichtiger Hebel, um ein breiteres Publikum zu erreichen.

Trend #5: KI in der Creator Economy

KI spielt eine immer größere Rolle in der Creator Economy. Meta hat beispielweise Chatbots kreiert, welche eigene Instagram Accounts haben und zur Interaktion einladen. Mit dem Aussehen und den Stimmen von Prominenten wie Kylie Jenner oder Paris Hilton sehen die KI-generierten Avatare täuschend echt aus und können Inhalte und Interaktionen in der Community verwalten. In der Creator Economy wird KI in Zukunft vor allem als Content Influencer, 24/7-Content-Maschine, im Kund:innenservice oder beim Community Management eingesetzt werden.

Schmitz fordert Marken, Unternehmen und Content Creator dazu auf, im Jahr 2024 mehr Schnelligkeit in ihren Content zu bringen und setzte als Best-Practice-Beispiel auf das Sprachenlernunternehmen Duolingo, das ständig die neuesten Memes auf ihr Unternehmen anpasst. Humor und Selbstironie sollten nicht vernachlässigt werden. Außerdem sollte mehr Mut zum ganzheitlichen Influencer Marketing aufgebracht werden, indem alle Maßnahmen in einem 360-Grad-Ansatz umgesetzt werden.

Zusammenfassend betonten die Erkenntnisse und Trends für 2024 die Bedeutung von Vertrauen, Community und Innovation in der sich rasch wandelnden Welt der sozialen Medien. Im Interview erklärt uns Ann-Katrin Schmitz, was Unternehmen im Umgang mit den sozialen Medien und Influencern unbedingt mit aufgreifen sollten.

Das Interview

OnlineMarketing.de: Die Baby got Business Konferenz wurde letztes Jahr ins Leben gerufen, um eine Lücke zu schließen und eine dedizierte Influencer- und Social-Media-Konferenz zu sein. Was sind die Learnings die Social-Media-Manager mitnehmen können?

Ann-Katrin Schmitz: Zum Beispiel von dem Talk, den wir gerade auf der Bühne gehört haben [der Vortrag The sweet side of Co-Creation: How influencers and brands sprinkle their magic von Farina Opoku und Mark Mühürcüoglu, Anmerkung der Redaktion]: Co-Creation. Das ist ein Dauerbrenner und eigentlich gar kein Trend mehr. Aber viele [Unternehmen] sind schüchtern und haben Angst, dass Influencer eigentlich nur noch entlang von Budgets entscheiden, die die Marken auf den Tisch legen. Wir haben darüber gesprochen, wie man das Ganze finanziert und wie man sich gegenseitig fair entlohnt. Dabei kam zum Beispiel gerade raus, dass Influencer nicht unbedingt immer nur alles nach Geld entscheiden, sondern der Brandfit und der Imagetransfer wichtig ist. Und vor allem: Was kann die Marke mir als Influencer denn geben, was ich noch nicht habe? Das kann zum Beispiel mediale Reichweite sein über eine Out of Home-Kampagne.

Du hast in deinem Vortrag gesagt, dass LinkedIn zurzeit die wichtigste Plattform ist. Was würdest du sagen funktioniert da am besten, welches Content-Format ist dein Dauerbrenner?

Ich würde nicht sagen, dass es die wichtigste ist. Ich würde sagen, das ist etwas, wo man auch einmal eine bezahlte Kooperation ausprobieren kann. Wir kennen es alle, Instagram, TikTok und Co. sind schon ziemlich werbeverseucht. Bei LinkedIn ist [die Werbung] noch relativ neu und es lassen sich auch in einem etwas hochwertigeren Markenumfeld mit einer etwas gehobeneren Sprache ganz andere Dinge transportieren und Marken aus einem ganz anderen Blickwinkel zeigen. Und was ist da erfolgreich? Am Ende ist es tatsächlich sehr textbasiert, LinkedIn ist die letzte Plattform, die noch nicht Video adaptiert hat, dass heißt, das macht es auch sehr einfach, kostengünstig und relativ schnell umsetzbar. [Gut funktioniert] eine Hook am Anfang, die die Leute in den Text reinzieht; und ein anziehendes Bild, am besten mit menschlichen Gesichtern.

Wie wichtig ist die Personenmarke für Unternehmen?

Ich muss euch am eigenen Leib natürlich sagen, eine Personenmarke hinter einem Unternehmen gibt der ganzen Sache erst Leben und eine Seele und natürlich auch die Passion. Menschen wollen nicht mehr für Marken arbeiten, sondern die für die Menschen dahinter. Das merke ich auch in meinem Arbeitsalltag, aber sehe das auch bei sehr jungen Menschen, die dahingehend entscheiden, wo sie arbeiten möchten, wie lange und in welchem Umfang und dementsprechend sind Personenmarken nicht nur für das Marketing der Marke wichtig, sondern auch für den ganzen HR-Prozess.

Was können Unternehmen so richtig falsch machen, wenn sie mit Influencern kooperieren oder Kooperationsanfragen verschicken?

Die Ansprache. Daran scheitern schon die meisten. Die ist in der Regel unpersönlich, dann sehe ich sehr häufig, dass Namen- und Rechtschreibfehler drin sind. Häufig wird aus der E-Mail nicht klar, worum es eigentlich geht, wann die Kampagne starten soll und wie sie sich das Ganze vorgestellt haben.

Das heißt, in so einer Anfrage sollte möglichst professionell, präzise und persönlich auf denjenigen Influencer eingegangen werden, damit dieser sich schon vorstellen kann, worum es geht und wie das Ganze aussehen soll. Dies dann in Form einer kleinen PDF oder eines Produkt-Mockups. Und dann geht’s weiter übers Briefing, wir werden nachher auf der Bühne sehen, wie ein richtig schlechtes Briefing aussieht. Ich habe eines aus unserem eigenen Fundus mitgebracht und man kann sich teilweise nicht vorstellen, wie da versucht wird, Influencern Worte und Marketing-Botschaften in den Mund zu legen. Ich würde mir wünschen, dass da in Zukunft wieder ein bisschen mehr Mut zur gestalterischen Freiheit herrscht.

Baby got Business:

Ann-Katrin Schmitz im Interview zu Podcast-Erfolg

© Baby got Business, Spotify, Pixelshot via Canva
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