Das von der amerikanischen Regierung angestrengte Gerichtsverfahren gegen Apple verspricht einiges an Spannung und Unterhaltungswert. Bereits bei der Verkündung der Klage hat sich das US-Justizministerium „Department of Justice“ (DOJ) ausgesprochen siegessicher gegeben und mit Sprüchen wie „United States normally wins – the cases that it brings“ um sich geworfen.

Die gegen Apple aufgefahrenen Vorwürfe sind allerdings längst nicht alle so nachvollziehbar, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt. Die insgesamt 88 Seiten der Klageschrift lassen sich hier als PDF laden und lesen.

Komfort oder Sicherheit?

Die Argumentation der beiden Parteien prallt insbesondere in Bereichen aufeinander, in denen man nicht klar zwischen nötigen und vorgeschobenen Sicherheitsfunktionen unterscheiden kann.

Es ist längst bekannt, dass Apple-Manager in internen Mails davon abgeraten haben, iMessage für Android bereitzustellen, um auf diese Weise zu verhindern, dass auch günstige Android-Geräte in Apple-Familien Einzug halten. Hier standen zwar eindeutig kommerzielle Gedanken im Vordergrund, dennoch dürften bei solchen Entscheidungen auch Gedanken den Schutz der Privatsphäre betreffend eine Rolle gespielt haben.

Ähnliches gilt für die Apple Watch und deren fehlende Kompatibilität zu Android. Apple gibt vor, rund drei Jahre lang an einer Lösung hierfür gearbeitet, aber diese Anstrengungen dann aus Sicherheitsgründen final verworfen zu haben.

In response to the DOJ lawsuit, Apple confirmed it worked on Android support for the Apple Watch for three years before killing it over privacy concerns. This was Project Fennel, which I wrote about last year. https://t.co/N2j36s9t4J

— Mark Gurman (@markgurman) March 21, 2024

In umgekehrter Richtung dürfte es sich ähnlich verhalten, bei der von der amerikanischen Justiz geforderten Öffnung des iPhone für Smartwatches von Drittanbietern will wohl überlegt sein, welche Schnittstellen und Datenfreigaben man hier mehr oder weniger nicht mehr kontrollierbar freigeben will.

Ein Teil der in der Klageschrift formulierten Forderungen wurde inzwischen auch schon von Apple adressiert. Beispielsweise hat der Hersteller im Januar indirekt angekündigt, dass sogenannte „Super Apps“ in gewisser Weise künftig weltweit erlaubt sind:

Apple introduces new options worldwide for streaming game services and apps that provide access to mini apps and games.

Man möchte meinen, Apple war schon längere Zeit gut über die aufkommenden Klagepunkte informiert, denn auch die beanstandete fehlende Interoperabilität von iMessage zu anderen Messenger-Diensten wurde unlängst von Apple angekündigt – wenngleich hier angeblich ein entsprechendes Gesetz in China den letzten Ausschlag gegeben hat.

Vorwürfe zum Teil unrealistisch

Einige der vom DOJ formulierten Vorwürfe gegen Apple entbehrt dagegen jedoch fast jeder Grundlage. So führt die Klageschrift etwa an, dass die von Apple aufgestellten Beschränkungen dazu geführt haben, dass Konkurrenzprojekte wie das Fire Phone von Amazon oder auch das Mobilgeschäft von Microsoft die Segel streichen musste.

The DOJ is blaming Apple for the Amazon Fire phone failing. pic.twitter.com/PCL4l4CkSh

— Mark Gurman (@markgurman) March 21, 2024

Unabhängig von alldem trägt Apple ohne Frage aber eine Mitschuld an der Gesamtentwicklung. Der Hersteller hat seinerseits auch Maßnahmen ergriffen, die sich nicht mehr mit dem Diensts am Kunden begründen lassen und wohl in erster Linie der Sicherung von Marktanteilen und Gewinnen dienen sollten. Dieser Trend dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass das Fass nun an mehreren Stellen rund um den Globus übergelaufen ist.

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