Vergangene Woche haben wir darüber berichtet, dass die Europäische Union und Apple offenbar kurz vor einer Einigung bezüglich der Freigabe der NFC-Schnittstelle beim iPhone stehen. Die europäischen Wettbewerbshüter sehen die Beschränkung der NFC-Nutzung auf Apple Pay als wettbewerbswidrig an und verlangen von Apple, die Schnittstelle auch für andere Bezahlsysteme zu öffnen.

Dem Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen die bislang von Apple angebotenen Zugeständnisse in diesem Bereich offenbar jedoch nicht weit genug. Deren Direktor Piero Cipollone hat in gleichlautenden, sowohl an den EU-Kommissar für Dienstleistungen und den Binnenmarkt Thierry Breton als auch an die EU-Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager adressierten Schreiben zum Ausdruck gebracht, dass die geplanten Änderungen seiner Ansicht nach nicht weit genug gehen.

Piero Cipollone (Bilder: EZB/Angela Morant)

Cipollone argumentiert vor allem mit Blick darauf, dass seiner Meinung nach auch nach der geplanten Öffnung der Schnittstelle weiterhin vorhandene Beschränkungen die Markteinführung und Nutzung des Digitalen Euro behindern. Die beiden Briefe lassen sich hier und hier im PDF-Format einsehen.

Digitaler Euro als Alternative zu Apple Pay

Der Digitale Euro wird vielerorts auch als Versuch der EZB angesehen, ein eigenes digitales Bezahlsystem als Alternative zu Apple Pay und Google Pay zu etablieren. Dies erklärt auch das starke Interesse von der durch Cipollone vertretenen Institution daran, den Weg für eine bestmögliche Integration in die Systeme von Apple und Google zu bereiten.

Der EZB-Direktor geht in seinen Schreiben konkret auf die Tatsache ein, dass die von Apple angebotene Öffnung weiterhin keinen Vollzugriff auf die für das kontaktlose Bezahlen verantwortliche Schnittstelle zulässt. Der Umweg über eine sogenannte „Host Card Emulation“ hätte zur Folge, dass die Benutzererfahrung insbesondere bei der Authentifizierung und der Transaktionsgeschwindigkeit schlechter und nicht mit der nativen Apple-Pay-Nutzung vergleichbar wäre. Auf diesem Weg könne nicht sichergestellt werden, dass die Einbindung des Digitalen Euro nahtlos und anwenderfreundlich umzusetzen ist.

Keine Offline-Nutzung und Zahlungen unter Nutzern möglich

Über den Umweg der Host Card Emulation ließe sich zudem nur eine Lösung realisieren, die keine Offline-Verwendung zulässt. Cipollone kritisiert weiter, dass die von Apple angebotene Lösung zwar das iPhone betrifft, nicht aber die Apple Watch einschließt und direkte Zahlungen von Nutzer zu Nutzer komplett ausgeschlossen sind. Der zuletzt genannte Anwendungsfall sei für den Digitalen Euro jedoch von essentieller Bedeutung.

Ob und in welchem Umfang die Einwände der EZB Einfluss auf die anstehende Entscheidung haben, bleibt abzuwarten. Bislang wird erwartet, dass die Europäische Union die Ergebnisse der Analyse der Apple-Vorschläge im kommenden Monat veröffentlicht.

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