Cyber-Kriminelle belästigen seit Jahren Online-Streamer mit massenhaften Pizzabestellungen. Recherchen zufolge haben sie dazu eine spezielle Software entwickelt. Mit ihr können sie den Lieferdienst Lieferando anzapfen.

Pizzabombing: So nennt sich eine Form des Cyber-Mobbings, bei dem Kriminelle ihren Opfern per Lieferdienst massenweise Pizzas nach Hause schicken. Bereits seit Jahren belästigen sie vor allem Online-Streamer. Wie eine Recherche des Spiegel und des ARD-Politmagazins Kontraste ergab, nutzen die Cyber-Kriminellen dazu offenbar eine Software, die auf einer Programmierschnittstelle von Lieferando basiert.

Mobbing über Lieferando: Kriminelle bestellen massenhaft Pizza

Anne und Philipp Kotz wurden im April 2023 Opfer des Pizzabombings. Als sie gerade auf der Video-Plattform Twitch live streamten, klingelte es wieder und wieder an der Tür. Innerhalb von drei Minuten gaben Unbekannte Dutzende Essensbestellungen auf ihren Namen auf. Die Lieferanten sammelten sich vor ihrer Wohnung. Als das Paar nicht mehr öffnete, klingelten die Zusteller bei den Nachbarn und schlugen gegen die Wohnungstür.

Wieso die Pizzabomber sich gerade für Anne und Philipp Kotz entschieden, ist unklar. Allerdings geraten vor allem Live-Streamer ins Visier der Täter, weil diese anschließend in Echtzeit dabei zusehen können, wie die Betroffenen die Nerven verlieren. Die Reaktionen auf den „Streich“ laden die Mobber häufig auch im Netz hoch – vergleichbar mit einer Art Trophäe.

Mit dieser Form des Cyber-Mobbings haben Oper und Lieferdienste weltweit zu kämpfen. Hinter den Angriffen in Deutschland steckt laut ARD und Spiegel eine Gruppierung, die sich NWO (New World Order) nennt.

Die Netzaktivistin Nella stellte für die Recherche einen riesigen Datensatz zur Verfügung, der Informationen zu den Tätern und ihrer Vorgehensweise liefert. Darunter: Sprachaufnahmen, in denen Mitglieder der NWO mit ihrem „Pizzageddon“ prahlen. Außerdem  zeigen die Aufzeichnungen, dass die Gruppe eine Software entwickelt hat, die Massenbestellungen bei Lieferando ermöglicht. Das Programm soll den Namen „Pizzerando“ tragen.

Pizza-Mobbing: Opfer beschweren sich bei Lieferando

Nach den Angriffen beschwerten sich Anne und Philipp Kotz im vergangenen Jahr bei Lieferando. Sie baten den Lieferdienst um Hilfe. Die Antwort: Sie mögen sich an die Polizei wenden. Die Adresse der beiden sperren zu lassen, sei nicht möglich. Lieferando wiederum gab an, sich dennoch gegen den Missbrauch zu wehren.

Ein Unternehmenssprecher teilte mit, dass die allermeisten Versuche des Pizzabombings durch fortschrittliche Sicherheitssysteme und spezialisierte Teams verhindert werden könnten. Zudem arbeite man bei spezifischen Fällen mit den Behörden zusammen und verbessere fortlaufend die Vorkehrungen. Offiziell sei es durchaus möglich, Adressen sperren zu lassen.

Pizzabombing erinnert an Swatting-Attacken

Das Pizzabombing ist vergleichbar mit einer Form des Cyber-Mobbings: dem Swatting. Dabei lösen Täter falsche Notrufe bei Polizei und Feuerwehr aus. Die Einsatzkräfte erscheinen dann wegen vermeintlicher Gaslecks, Messerstechereien oder einer Bombe bei den unschuldigen Opfern. Die NWO attackierte auch bereits Politiker auf diese Weise.

Psychologin Catarina Katzer bezeichnet sowohl Swatting als auch Pizzabombing als Treibjagd. Das Ziel der Täter sei es, ihre Opfer zu zermürben. Das geht so weit, bis diese aus ihren Wohnungen ausziehen und flüchten. Auch Anne Kotz kann von psychischen Schäden berichten. So habe sie aus Angst, überfallen zu werden, phasenweise das Haus nicht mehr verlassen können.

Ähnlich gehe es vielen anderen Opfern auch, erklärt Catarina Katzer. Sie kämpfen unter Umständen ein Leben lang mit den Folgen der Attacken.

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