In einer gemeinsamen Recherche haben sich der Bayerische Rundfunk (BR) und das Fachportal netzpolitik.org damit auseinandergesetzt, wie Standortdaten aus Smartphone-Applikationen die nationale Sicherheit Deutschlands gefährden könnten. Entsprechende Daten werden von zahlreichen App-Anbietern gesammelt und oft weiterverkauft, wodurch detaillierte Bewegungsprofile von Nutzern, einschließlich hochrangiger Beamter und Militärangehöriger, erstellt werden können.
Werbe-IDs und Standortdaten lassen sich kombinieren | Illustrationen: BR
Genaues Bild sicherheitsrelevanter Einrichtungen
Ein Beispiel zeigt, wie die täglichen Bewegungen einer Person, die regelmäßig einen geheimen BND-Standort in Oberbayern betritt, nachverfolgt wurden. Trotz Sicherheitsvorkehrungen konnten genaue Details über den Arbeits- und Wohnort sowie Freizeitaktivitäten der Person ermittelt werden. Solche Daten sind auf entsprechenden Online-Marktplätzen in der Regel frei erhältlich.
Weitere sicherheitsrelevante Einrichtungen wie das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln und militärische Einrichtungen wie etwa Kasernengelände in Berlin und Wiesbaden sind ebenfalls betroffen. Der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz sieht hierin ein erhebliches Sicherheitsrisiko und warnt vor der Nutzung solcher Daten durch feindlich gesinnte Staaten. Auch der Politiker Roderich Kiesewetter, Oberst a. D. der Bundeswehr, spricht von einem hohen Spionagerisiko.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundesministerium des Innern betonen zwar, dass sie ihre Mitarbeiter regelmäßig über die Gefahren aufklären und Sicherheitsmaßnahmen treffen, die Bewegungsprofile bergen nach Auffassung des BR jedoch ein erhebliches Risiko.
Anwender sollen Geräte-Einstellungen prüfen
Auch Standorte wie das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, das Bundeskriminalamt und US-Militärbasen in Deutschland sind betroffen. Die ermittelten Standortdaten könnten von feindlich gesinnten Staaten oder Kriminellen genutzt werden, um gezielt Informationen zu sammeln und Personen zu erpressen.
Smartphone-Nutzer sind dazu aufgerufen ihre Standortfreigaben und Werbe-ID-Einstellungen zu überprüfen, um das Risiko einer Überwachung zu minimieren. Der BR hat eine iPhone-Anleitung diesbezüglich auf BR24 veröffentlicht:
