Unter den Zwei- bis Achtjährigen hat fast niemand mehr einen Kassettenrekorder oder CD-Player, gleichzeitig stehen ein eigenes Smartphone oder ein Tablet bei vielen Familien noch nicht zur Debatte. Die Frage, die sich hier dann fast schon automatisch stellt: Wie ermöglicht man dem eigenen Nachwuchs den selbstbestimmten Konsum von Hörspielen, Hörbüchern und Vorlesegeschichten?
Die wobie box: Sieben bunte Audio-Tasten, eine Status-Lampe
Hier versuchen mittlerweile mehrere Anbieter, mit ihren Produkten Antworten auf eben jene Herausforderung zu liefern. Einer der jüngeren Player am Markt ist die wobie GmbH aus Hamburg, die mit der wobie box ein Angebot macht, das wir im Laufe der letzten Tage ausführlicher betrachtet haben.
Das kann die wobie box
Bei der zylindrischen Box handelt es sich um ein Bluetooth-Lautsprecher mit WLAN- und Spotify-Connect-Anbindung. Auf die kleinen Details gehen wir etwas später ein. Ganz grob gestaltet sich das grundsätzliche Produktversprechen folgendermaßen: der Lautsprecher bietet sieben farbige Tasten, die nach Belieben mit Alben, Liedern, Podcasts oder Wiedergabelisten von Spotify verknüpft werden können. Ist dies einmal geschehen, startet der Druck auf die Taste die zugewiesenen Inhalte beziehungsweise pausiert diese. Die wobie box unterstützt dabei exklusiv den skandinavischen Musik-Streaming-Dienst.
Standardmäßig merkt sich die wobie box in längeren Alben oder Wiedergabelisten den zuletzt gespielten Track und startet nach der erneuten Auswahl der Farbtaste die Wiedergabe wieder dort. Wer woanders hinspringen möchte muss die Tasten am Gerät nutzen.
Jede Taste wird mit einer Spotify-Wiedergabeliste, einem Album oder Song verknüpft
An dieser Stelle sei direkt gesagt: die wobie box verzichtet so gut wie vollständig auf erweiterte Konfigurationsmöglichkeiten. In der App lässt sich zwar ein Sleeptimer setzen, ansonsten lässt sich jedoch weder auf die Art der Wiedergabe Einfluss nehmen (etwa zufällige Wiedergabe oder Repeat) noch lassen sich Tastenkombinationen belegen, die automatisch in die Mitte einer längeren Wiedergabeliste springen, diese erneut vom Anfang spielen oder sonstige Beeinflussungen vornehmen.
Auf der Oberseite des Lautsprechers bieten die fünf Bedientasten lediglich die Möglichkeit, vor und zurück zu springen, die Lautstärke zu kontrollieren und die aktuelle Wiedergabe zu pausieren, beziehungsweise wieder aufzunehmen.
Auf der einen Seite vereinfacht die vollständige Abstinenz von erweiterten Konfigurationsmöglichkeiten die Nutzung des Spotify Players, auf der anderen Seite schränkt diese den Funktionsumfang auch spürbar ein. Anders als bei Bastelprojekten wie dem Tonuino lässt sich hier nicht ein Playliste erstellen, die immer wieder von Lied 1 Startet, eine andere Playliste, in der sich der Wiedergabefortschritt gemerkt wird und eine dritte, die immer mit einem neuen Lied startet.
Lesenswert: Das wobie box FAQ der Anbieter
Anders genutzt als vorgesehen
Was uns im Einsatz relativ schnell aufgefallen ist: wir haben die wobie box anders als vom Hersteller vorgesehen eingesetzt. Dieser empfiehlt, allen Tasten einzeln ein Album, ein Lied oder eine Wiedergabeliste zuzuweisen. Der Prozess dafür fällt jedoch relativ umständlich aus.
In der Spotify App wird eine Wiedergabeliste angesteuert und auf der wobie box als ausgewählte Lautsprecher abgespielt. Sobald die Musik läuft, öffnet man die Anwendung des Herstellers und verknüpft die laufende Wiedergabe mit der entsprechenden Taste.
Wenn der Nachwuchs alle zwei Tage neue Alben hören möchte, ist dieses Vorgehen schlicht zu zeitaufwändig. Hier haben wir folgende Strategie für uns entdeckt: im verknüpften Spotify Account haben wir einen Ordner mit Wiedergabelisten angelegt, deren Benennung und deren Cover wir so gewählt haben, dass die sechs farbigen Wiedergabetasten abgebildet sind.
Komfortabler: Nicht die Verknüpfung, nur die Inhalte ändern
Eben jene Wiedergabelisten sind als geteilte Wiedergabelisten angelegt, sodass diese von mehreren Anwendern mit neuen Inhalten bestückt werden können. Etwa auch von den Großeltern, falls sich der Nachwuchs mal bei diesen aufhalten sollte.
Werden nun neue Hörinhalte benötigt, kann man die Anwendung des Herstellers getrost in der Tasche lassen und benötigt ausschließlich einen Spotify-Zugang mit Zugriff auf die Wiedergabelisten – ob auf Telefon oder am Rechner ist dabei egal. Hier können die sieben farbigen Wiedergabelisten dann nach Belieben neu bestückt, erweitert oder umsortiert werden und spielen die Inhalte ab, sobald die entsprechende Taste an der Box gedrückt wurde.
Stoffbespannt: Die wobie box fasst sich angenehme weich an
Was der Speaker sonst noch kann
Der Lautsprecher lässt sich bei Bedarf auch als Bluetooth-Lautsprecher für das eigene Telefon zweckentfremden und besitzt zudem einen Klinkenanschluss, der die Verbindung konventioneller Kopfhörer zulässt.
Geladen wird das Gerät per USB-C, zudem besitzt die wobie box einen Kartensteckplatz für microSD-Speicherkarten. Die Speicherkarte erfüllt dabei zwei Aufgaben. Zum einen lässt sich der Lautsprecher als Audiorecorder benutzen und speichert vorgelesene Geschichten zum erneuten Anhören. Zum anderen können lokale Audiodateien die wobie box in eine Musikbox für den Offline-Einsatz verwandeln, die nicht auf eine vorhandene Spotify-Verbindung angewiesen ist.
Auch hier fehlt allerdings jegliche Konfiguration. Anwender haben nur die Möglichkeit, sieben Verzeichnisse zu erstellen, die mit MP3-, WMA- oder WMV-Dateien gefüttert werden können und anschließend der Reihenfolge nach wiedergegeben werden.
wobie fav: Die karge iPhone-App bietet fast keine Einstellungen
Flexibel und schnell bestückbar
Wir haben lange hin und her überlegt, ob die wobie box nun grundsätzlich empfohlen werden kann oder zu wenig für den geforderten Preis bietet. Ein Fazit hängt stark von dem persönlichen Nutzungsverhalten ab und kann daher nicht allgemein gültig formuliert werden. Die Flexibilität der Spotify-Anbindung und das einfache Management der Wiedergabelisten macht das Gerät jedoch empfehlenswerter als die Toniebox mit ihren teuren Figuren, die sich nur umständlich an geänderte Hörgewohnheiten anpassen lässt und satte Folgekosten generiert.
Dennoch hat auch die wobie box mit Einschränkungen zu kämpfen. Wer die Inhalte häufig wechselt, kommt schnell mit den Farben durcheinander und weiß bald nicht mehr, welche Wiedergabeliste welcher Taste zugeordnet ist. Hier wäre eine Ansagenfunktion wünschenswert, genau wie eine erweiterte Konfiguration der Wiedergabelisten über die App. Auch eine schnellere Boot-Zeit hätte der Box gut zu Gesicht gestanden. weckt diese aus dem ausgeschalteten Zustand auf, verstreichen etwa 30 Sekunden bis zur Einsatzbereitschaft.
Wer häufig neu befüllt kommt mit den Farben schnell durcheinander
Das Fazit
Das selbst formulierte Produktversprechen erfüllt der angenehm anzufassende Lautsprecher jedoch ohne Abstriche und ist ein ausgezeichneter Spotify-Player für die Jahre vor dem Eintritt ins Teenageralter.
Die wobie Box richtet sich an Eltern, die den Medienkonsum der eigenen Kinder gerne mit begleiten möchten, gleichzeitig aber Wert auf die selbstbestimmtes Mediennutzung ihrer Kinder legen. Eltern die sich kümmern wollen und interessiert sind, aber auch nicht so interessiert, als dass gleich zum Lötkolben gegriffen wird.
Die wobie box ist im Onlineshop des Anbieters, in unterschiedlichen Farben, zum Verkaufspreis von 129,95 Euro erhältlich.
