Eine aktuell von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgestellte Studie wirft einen Blick auf die Nutzung von sozialen Medien und mobilen Spielen unter Jugendlichen in Europa, Zentralasien und Kanada. Wichtigste Beobachtung: Die problematische Nutzung von Social-Media-Angeboten bei Jugendlichen nimmt drastisch zu.
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Anstieg bei problematischer Nutzung
Während 2018 noch 7 % der Jugendlichen eine problematische Nutzung aufwiesen, waren es 2022 bereits 11 %. Als problematisch gelten Verhaltensweisen, bei denen soziale Medien auf Kosten anderer wichtiger Aktivitäten eingesetzt werden, was zu möglichen negativen Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit führen kann. Besonders betroffen sind laut der WHO-Studie Mädchen, die häufiger als Jungen intensive und problematische Nutzungsmuster aufweisen.
Die Untersuchung zeigt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen neigen eher zu intensivem Social-Media-Gebrauch, während Jungen häufiger und länger digitale Spiele spielen. So berichteten 44 % der 15-jährigen Mädchen von nahezu kontinuierlichem Online-Kontakt mit Freunden, während Jungen vor allem im Bereich Gaming auffällig sind. Die Nutzung von Social Media ist bei den 13-Jährigen am höchsten, problematisches Verhalten tritt bei dieser Altersgruppe am häufigsten auf.
PDF-Download: „A focus on adolescent social media use and gaming“
Die wichtigsten Erkenntnissen der Studie
Zunahme problematischer Social Media-Nutzung: 2022 wiesen 11 % der Jugendlichen problematische Nutzung auf, verglichen mit 7 % im Jahr 2018.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen nutzen soziale Medien häufiger und intensiver als Jungen, während Jungen mehr Zeit mit digitalen Spielen verbringen.
Häufiger Online-Kontakt: 36 % der Jugendlichen berichten von kontinuierlichem Online-Kontakt, wobei 15-jährige Mädchen am meisten betroffen sind (44 %).
Anstieg problematischer Gaming-Nutzung: 12 % der Jugendlichen sind gefährdet, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln, besonders unter Jungen.
Altersabhängige Nutzungsmuster: Problematisches Social Media-Verhalten ist am häufigsten bei 13-Jährigen zu beobachten; Gaming-Peaks bei Jungen mit 13 und 15 Jahren.
Sozioökonomische Faktoren: Problematische Nutzung variiert kaum zwischen sozioökonomischen Gruppen, jedoch weisen Jugendliche mit niedrigerem Status häufiger nicht-aktive Social Media-Nutzung auf.
Intensive Nutzung von Social Media und Gaming: 22 % der Jugendlichen spielen an einem typischen Tag mindestens vier Stunden.
Hohe Prävalenz bei Jungen: 68 % der Jungen gelten als nicht-problematische Gamer, 16 % sind gefährdet, problematische Verhaltensweisen zu entwickeln.
Bedeutung von Online-Kontakten: Die meisten Jugendlichen haben kontinuierlichen Kontakt zu engen Freunden (26 %), deutlich weniger zu Online-Bekanntschaften (7 %).
Empfehlungen für Regulierungen: Dringender Bedarf an Maßnahmen zur Stärkung der Zugangsregulierung und Förderung eines gesunden Umgangs mit digitalen Technologien.
Handlungsbedarf bei Regulierungen
Die Ergebnisse legen nahe, dass ein wachsender Anteil Jugendlicher digitale Medien in einem problematischen Ausmaß nutzt. Die WHO hebt hervor, dass Länder dringend Maßnahmen zur Regulierung des Zugangs von Jugendlichen zu digitalen Technologien verstärken sollten. Außerdem wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, Programme zu entwickeln, die Jugendlichen helfen, eine gesunde Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten zu finden. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei geschlechtsspezifischen Unterschieden geschenkt werden.
Empfehlungen für Politik und Eltern
Die WHO empfiehlt Eltern, Lehrern und politischen Entscheidungsträgern, das intensive und problematische Nutzungsverhalten besser zu beobachten, um zukünftig gezielt vorbeugen zu können. Auch die Industrie wird aufgefordert, Altersbeschränkungen und Belohnungsmechanismen in Spielen genauer zu überwachen.
Die Untersuchung ist Teil der regelmäßigen „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC)-Studie, die seit 40 Jahren durchgeführt wird. Die jetzt veröffentlichte Erhebung erfasste die Gesundheitsgewohnheiten von Schülerinnen und Schülern im Alter von 11, 13 und 15 Jahren in 44 Ländern.
