Die deutsche Wirtschaft stagniert. Das gilt vor allem für Deutschlands Vorzeigeindustrie: die Automobilbranche. Doch während in den Medien ein Horrorszenario das nächste jagt, gibt es auch Grund zur Hoffnung. Denn in vielen Branchen ist Deutschland nach wie vor an der Weltspitze – oder sogar neuerdings.
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland stagniert. Das gilt vor allem für die Automobilindustrie, die immer mehr Marktanteile an die internationale Konkurrenz verliert – vor allem im Ausland. Doch auch in der Solarbranche oder bei Zukunfstechnolgien wie Künstlicher Intelligenz und Energiespeichern besteht Nachholbedarf.
Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sich Deutschland in einer generellen Krise befindet – auch wenn die Horrormeldungen vieler Medien etwas anderes suggerieren. Im Jahr 2023 gingen die deutschen Exporte zwar leicht zurück, allerdings war Deutschland hinter China und den USA die drittstärkste Exportnation der Welt.
Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft
Das Analyseinstitut Prognos hat in Kooperation mit dem Handelsblatt (Paywall) die Exportdaten Deutschlands genauer unter die Lupe genommen und ermittelt, in welchen Branchen wir nach wie vor führend sind. Aus der Analyse geht außerdem hervor, in welchen Bereichen Fortschritte erzielt wurden und wo die deutsche Wirtschaft abgehängt wurde.
Das Institut hat 17 verschiedene Branchen untersucht. Um herauszufinden, wie es um die verschiedenen Industrien in Deutschland steht, hat Prognos diese aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet:
Die sogenannte „Marktseite“ stellt die Position der deutschen Branchen auf Weltmarktebene dar. Die Analysten haben ermittelt, wie hoch die Weltexportanteile Deutschlands sind und sie sich in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben.
„Innovationsseite“: Die Prognos-Analyse offenbart, wie hoch die Anteile der Weltpatente in den einzelnen deutschen Branchen sind. Und: Ob diese zu- oder abgenommen haben.
Die „Wertschöpfungstiefe“ zeigt, wie hoch der Anteil der inländischen Wertschöpfung pro Branche ist. Heißt konkret: Wie viele Vorprodukte wurden aus dem Ausland importiert.
Weltspitze: In diesen Branchen ist Deutschland führend
Trotz rückläufiger Umsätze und Nachholbedarf in puncto Elektromobilität und Batterien ist die deutsche Automobilbranche nach wie vor an der Weltspitze. Laut Analyse verzeichnete der Export von Fahrzeugen im Jahr 2023 ein Finanzvolumen von rund 268 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Jahr 2022, das Prognos als Referenz heranzieht, entspricht das einem Zuwachs von neun Prozent.
Branchenübergreifend gehen 17,2 Prozent der deutschen Exportgüter auf die Automobilindustrie zurück. Neben den drei großen Autoherstellern BMW, Mercedes und Volkswagen machen auch Zulieferer wie Bosch, Continental und Schaeffler Deutschland zur führenden Automobilnation.
Medikamente und andere pharmazeutische Produkte waren 2023 zwar nur das fünftwichtigste Exportgut Deutschlands. Mit einem Finanzvolumen von rund 113 Milliarden Euro sind wir damit dennoch an der Weltspitze.
Fortschritte an der Weltmarktspitze
Hinter der Autoindustrie gilt der Maschinenbau in Deutschland als zweitwichtigste Exportbranche – mit einem Finanzvolumen von 223 Milliarden Euro im Jahr 2023 – Tendenz steigend. Der deutsche Anteil beträgt 13 Prozent. Nur Weltmarktführer China übertrumpft uns – mit großem Abstand.
Auch Glas- und Keramikindustrie führt die Volksrepublik den Weltmarkt an. Deutschland belegt direkt dahinter jedoch den zweiten Platz. Dieser steht jedoch auf der Kippe, da die Branche als sehr energieintensiv gilt.
Im Bereich „Holz, Papier und Druck“ belegt Deutschland laut Prognos-Analyse hinter Finnland den zweiten Platz. Die Branche umfasst sowohl Papierprodukte und Holzmöbel als auch Druckmaschinen, Toilettenpapier und andere auf Holz basierende Produkte im Hygiene-Bereich.
Hohes Exportvolumen in der Landwirtschaft und Viehhaltung
Angesichts der Bauernproteste Anfang 2024 mag es vielleicht überraschen, aber: In puncto Landwirtschaft und Viehhaltung steht Deutschland im internationalen Vergleich gut dar. Das hohe deutsche Exportvolumen profitiert jedoch auch vom europäischen Binnenmarkt. Den mit Abstand ersten Platz im Bereich „Nahrungsmittel, Getränke und Tabak“ belegen jedoch die USA.
Laut Analyse belegt die deutsche Wirtschaft in fünf Branchen weltweit den dritten Platz. Darunter: BASF im Bereich Chemie und Kunststoff, Henkel, Evonik und Covestro. In puncto Metall profitiert Deutschland derweil von seiner starken Stahlindustrie. Trotz Problemen ist Hersteller Thyssenkrupp etwa gemeinsam mit Salzgitter und der Dillinger Hütte innerhalb der Top Ten.
In puncto „Elektrische Ausrüstungen“ belegt Deutschland derweil den dritten Platz. Das gilt etwa für Motoren, Haushaltsgeräte und Leuchtmittel. Die zwei deutschen Dax-Konzerne: Siemens und Infineon. Der dritte Platz im Bereich „Sonstige Fahrzeuge“ scheint zu überraschen.
Darunter fallen Spezialfahrzeuge wie Traktoren oder Bagger. Mit Daimler Truck und der Kion Group aus Frankfurt ist Deutschland jedoch gut vertreten. Außerdem leistet Airbus in dieser Branche einen erheblichen Exportanteil. Das gilt vor allem für Flugzeugbauteile, die zwischen Hamburg, Toulouse, Spanien und Großbritannien verschoben werden.
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Der Beitrag Wirtschaftskrise? In diesen Branchen ist Deutschland immer noch Weltspitze von Fabian Peters erschien zuerst auf BASIC thinking. Folge uns auch auf Facebook, Twitter und Instagram.