Wenn hierzulande, in London oder Los Angeles ein iPhone gestohlen wird, kann es in vielen Fällen über die Wo Ist?-Funktion noch weiter verfolgt werden. Viele der gestohlenen Geräte landen schlussendlich in einem einzigen Gebäude in China, wo sie dann wiederverkauft oder in ihre Einzelteile zerlegt werden.
Ein Mann aus London, dessen iPhone 15 Pro direkt aus der Hand auf der Straße von zwei Dieben auf Elektrofahrrädern gestohlen wurde, konnte das Gerät über 9.500 Kilometer auf dem Weg nach China verfolgen. Dort landete es in der Stadt Shenzhen in einem Gebäude namens Feiyang Times, das Einheimische gerne als „das Gebäude der gestohlenen iPhones“ bezeichnen.
Wie die Financial Times berichtet, ist das Feiyang Times-Gebäude ein Ort, an dem man das eigene iPhone reparieren oder ein gebrauchtes aus Europa und den USA kaufen kann, allerdings soll es auch als Marktplatz für gestohlene Geräte bekannt sein.
„Viele der hier verkauften Handys sind legitime Inzahlungnahmen, die von westlichen Verbrauchern an Netzbetreiber oder Telefongeschäfte zurückgegeben werden, wenn sie auf die neuesten Modelle umsteigen. Der Turm steht aber auch an einem Ort, der in den Foren der Apple-Community, in Kommentaren in den sozialen Medien und von Opfern von Telefondiebstählen als Chinas ‚Gebäude für gestohlene iPhones‘ bezeichnet wird. Er ist einer der wichtigsten Knotenpunkte in einer Lieferkette für gebrauchte Technologie, die im Westen beginnt, über Großhändler in Hongkong und weiter zu den Märkten auf dem chinesischen Festland und im globalen Süden verläuft.“
Laut des Artikels seien entsperrte Smartphones zwar wertvoller, aber selbst für gesperrte Geräte ließen sich Käufer und Käuferinnen für fast jedes Bauteil finden, da sich die Smartphones noch immer in ihre Einzelteile zerlegen ließen und Teile mit kleinem Gewinn veräußert werden könnten, manchmal nach Pakistan oder Libyen. Die Personen, die in dem Gebäude US-amerikanische und europäische Modelle verkaufen, würden behaupten, keine Ahnung zu haben, wie die Geräte dorthin gelangt sind. Die von Financial Times angesprochenen Verkäufer seien sich allerdings einig, dass die überwiegende Mehrheit der in Shenzhen verkauften Geräte aus dem Ausland über Hongkong in die Stadt gelangen seien: Dort seien hunderte von Großhändlern für gebrauchte Geräte ansässig.
Besitzer gestohlener iPhones werden mit Nachrichten erpresst
Da gestohlene iPhones, die nicht gesperrt sind, über eine deutlich höhere Marge verfügen, versuchen einige Verkäufer auch, die Besitzer von gesperrten iPhones zu erpressen. „Aus Beiträgen in westlichen sozialen Medien geht jedoch hervor, dass viele, denen ihre Telefone gestohlen wurden, Nachrichten von Personen aus Shenzhen erhalten, die sie entweder überreden oder bedrohen, ihre Geräte aus der Ferne zu löschen und aus der Wo Ist?-App zu entfernen.“ Der Bericht zeigt eine Bildschirmkopie einer Nachricht, die an den Besitzer eines gesperrten iPhones geschickt wurde:
„Ihr altes iPhone wird von uns recycelt, wir sind nur Recycling-Händler, wir sind nicht diejenigen, die Ihr Telefon stehlen, wenn Sie es nicht entfernen, wird die Hauptplatine Ihres alten Telefons an andere Kunden verkauft, vielleicht werden sie Ihr Telefon hacken oder Ihre Kreditkarte stehlen oder Ihre Familie kontaktieren, also empfehlen wir Ihnen, es so bald wie möglich zu entfernen, damit wir die Werkseinstellungen wiederherstellen und alle Daten löschen können.“
Natürlich sind Aussagen wie diese nur nur ein Bluff, da es keine Möglichkeit gibt, persönliche Daten von einem gesperrten Telefon zu erhalten. Wer allerdings technisch nicht besonders bewandert ist, könnte sich von einer solchen Nachricht einschüchtern lassen. Mit der Wo Ist?-App und der Aktivierungssperre hat Apple bereits einige wirksame Sicherheitsmechanismen bei iPhones integriert – trotzdem scheint es noch immer eine große Nachfrage für gestohlene Geräte, selbst im gesperrten Zustand, zu geben.
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