Trotz der Vorgaben der europäischen Digitalgesetze hat es Apple auch 15 Monate nach Inkrafttreten des Digital Markets Act (DMA) bislang nicht ermöglicht, dass alternative Browser-Engines auf iOS zum Einsatz kommen. Zwar erlaubt Apple den Einsatz fremder Engines auf dem Papier, stellt jedoch technische und vertragliche Hürden auf, die dies für Entwickler wirtschaftlich und praktisch maximal unattraktiv machen.

Zu den zentralen Hindernissen zählt die Vorgabe, dass Browser-Anbieter in der EU eine neue App veröffentlichen müssen, wenn sie ihre eigene Engine einsetzen wollen. Bestehende Nutzer lassen sich nicht einfach übernehmen. Dadurch verliert jeder Anbieter beim Umstieg seine Nutzerbasis und muss von vorne beginnen.

Weitere Einschränkungen betreffen nicht nur die Verfügbarkeit von Updates für Nutzer, die sich längere Zeit außerhalb der EU aufhalten. Auch Web-Entwickler, die etwa in den USA oder anderen Nicht-EU-Ländern arbeiten, haben derzeit keine Möglichkeit, ihre Anwendungen in alternativen Browsern mit eigener Engine zu testen, da diese ausschließlich in der EU verteilt werden dürfen. Apple bietet bislang keine Lösung, wie solche Tests außerhalb Europas technisch ermöglicht werden könnten.

Safari bleibt bevorzugt

Apple verweist zur Rechtfertigung häufig auf Sicherheitsbedenken. Laut Open Web Advocacy, einer gemeinnützigen Organisation für offene Webstandards, ist jedoch nicht belegt, dass WebKit (die von Apple bevorzugte Browser-Engine) tatsächlich sicherer ist als andere Engines.

Auch Regulierungsbehörden aus dem Vereinigten Königreich und den USA teilen diese Zweifel. Sie sehen vielmehr wirtschaftliche Gründe hinter Apples Vorgehen: Das Unternehmen verdient durch den voreingestellten Safari-Browser jährlich Milliardenbeträge, unter anderem über einen Suchmaschinenvertrag mit Google.

Apples zweites Gesicht

Im Zuge eines Workshops zur Umsetzung des DMA wurden Videoaufzeichnungen veröffentlicht, in denen Apple-Vertreter öffentlich Stellung zu den offenen Fragen rund um Browser-Engines nahmen. Dabei zeigte sich ein anderes Bild als das sonst übliche Auftreten des Unternehmens.

Statt der gewohnten, betont entwicklerfreundlichen Kommunikation wirkte der Ton gegenüber kritischen Rückfragen deutlich schärfer. Auf inhaltlicher Ebene rückten die Apple-Anwälte kaum von ihrer Linie ab und wiesen Verantwortung für bestehende Hindernisse konsequent zurück.

Neben der Einschränkung des Wettbewerbs bei Browsern verhindert Apple auch den Bau komplexer Web-Apps. Diese könnten langfristig eine Alternative zu nativen iOS-Apps darstellen, sind aber auf iPhones technisch benachteiligt. Browser mit eigener Engine dürfen etwa keine Web-Apps auf dem Homescreen installieren. Ein Privileg, das Apple bislang nur Safari gewährt.

Der Beitrag Apple lässt Browser-Wettbewerb auf iOS weiterhin kaum zu erschien zuerst auf iphone-ticker.de.

Blog

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *