Die nächste große Entwicklungsstufe nach dem Switch von Desktop zu Mobile sollte es sein – doch wird das Metaverse dieser Einschätzung noch gerecht? Viele Tech-Unternehmen legen ihren Fokus statt auf virtuelle Welten aktuell vermehrt auf (insbesondere generative) Künstliche Intelligenz. Microsoft etwa hat im Zuge einer Massenentlassung auch die Metaverse-Pläne des Unternehmens in den Sand gesetzt. Stattdessen setzt das Unternehmen nun vor allem auf die Weiterentwicklung des neuen Bing AI Chats. Nun hat auch Disney seine Pläne für das Metaverse aufgegeben, wie unter anderem The Wall Street Journal berichtet.
Trotz ursprünglichem Interesse: Disney will nicht mehr in das Metaverse investieren
Die Abteilung, welche bei Disney für die Entwicklung von Metaverse-Strategien zuständig war, bestand aus etwa 50 Angestellten. Deren Aufgabe war es, so erzählen mit der Situation vertraute Personen, Wege zu finden, „interaktive Geschichten in neuen technologischen Formaten zu erzählen“. Die Auflösung des Arbeitsbereiches ist Teil einer grundlegenden Umstrukturierung innerhalb des Unternehmens. Etwa 7.000 Mitarbeiter:innen sollen in den kommenden Monaten entlassen werden.
Ursprünglich hatte das Unternehmen die Einsatzgebiete im Metaverse vor allem in den Bereichen Fantasy-Sport und Themenparks gesehen. Disneys ehemaliger Chief Executive Officer Bob Chapek verfolgte das Ziel, „ein gänzlich neues Paradigma dafür zu schaffen, wie das Publikum unsere Geschichten erlebt und mit diesen interagiert“. Auch Robert Iger, welcher Chapek im November 2022 als CEO auslöste, gab sich optimistisch, was die Zukunft des Metaverse betraf und trat dem Vorstand eines Tech Startups mit dem Fokus Metaverse bei. Doch der Druck, auch vonseiten der Anleger:innen, Kosten einzusparen, sowie das allgemein zurückgehende Interesse am Metaverse, scheinen nun überwogen zu haben.
Meta: „Wir bleiben dabei“
Nicht alle Tech-Unternehmen haben ihre Metaverse-Pläne abgeschrieben: So glaubt Nick Clegg, Head of Global Affairs bei Meta, weiterhin an eine Zukunt für das Metaverse. Er gesteht allerdings ein, dass es eine Weile dauern könnte, bis dieses in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Dies sei dem Unternehmen jedoch von Anfang an klar gewesen:
We’re going to stick with it, because we really believe, all the early evidence suggests, that something like this will be the heart of the new computing platform. But it’s going to take a while […] We’ve always been very clear that we’re in this for the long haul. This is not going to happen overnight.
Aktuell stoßen erste Experimente mit Metaverse-Welten bei vielen Usern noch auf Desinteresse oder Enttäuschung. So wies etwa Metas im Dezember 2021 gelaunchte Flagship App Horizon Worlds im Oktober 2022 viele Mängel auf und konnte internen Memos zufolge selbst die Mitarbeiter:innen nicht überzeugen.
In bestimmten Bereichen erfreuen sich virtuelle Welten bereits jetzt verhältnismäßig großer Beliebtheit – beispielsweise in der Gaming Community. Meta sieht die Einsatzmöglichkeiten des Metaverse deutlich breiter gefächert, und prophezeit Anwendungsfälle im Gesundheitswesen und in der Bildung. Bevor diese Ideen umfassend zur Realität gemacht werden, dürften noch einige Jahre ins Land gehen. Ob das Metaverse in zehn Jahren wirklich eine Milliarde Menschen erreichen kann, wie es Metas Angie Gifford vermutet, wird sich zeigen.