Apples Gatekeeper-Funktion auf dem iPhone wird durch die Europäische Union schon länger infrage gestellt. Im kommenden Jahr will die EU auf dem Apple-Smartphone nun durchsetzen, was auf den Macs des Unternehmens schon seit jeher zum Alltag gehört und den Konzern dazu zwingen, Anwendern die Möglichkeit einzuräumen, beliebige Anwendungen zu installieren, auch solche die in Apples offiziellem Softwarekaufhaus nicht zugelassen sind.

Apple befürchtet Umsatzeinbußen

Während es der Europäischen Union darum geht, die Torwächter-Position Apples aufzulösen zu stellen und für einen größeren und fairen Wettbewerb zu sorgen, könnten sich die neuen Vorgaben signifikant auf den Umsatz auswirken, den Apple über das hauseigene Softwarekaufhaus generiert.

Würden Entwickler ihre Anwendungen auch außerhalb des App Store anbieten, wären diese nicht mehr auf eine Abrechnung über Apples In-App-Käufe angewiesen, sondern könnten alternativ auch PayPal-Transaktionen oder die Eingabe von Kreditkartendaten anbieten – mit einem Ausschluss aus dem App Store könnte Apple dann nämlich nicht mehr drohen.

Apple selbst hat sich öffentlich mehrfach gegen die Installation von Anwendungen am App Store vorbei ausgesprochen, drückt jetzt, da das Sideloading-Thema zunehmend in den Vordergrund rückt, jedoch noch etwas intensiver aufs Gas.

Apple lädt zum Ortstermin

So hat Cupertino mehrere europäische Medienvertreter nach Paris eingeladen und diesen dort die hauseigenen Cyber-Security-Labore der Abteilung „Security Engineering and Architecture“ (SEAR) präsentiert, um dort auch gegen die Installation von Drittanwendungen am App Store vorbei zu argumentieren.

Anwesend und offenbar beeindruckt waren nicht nur Reporter vom SPIEGEL („In einem Labor in Paris hackt Apple seine Produkte, bevor es jemand anders schafft. Erstmals haben Journalisten Zutritt bekommen.“), sondern auch der britische INDEPENDENT, der ebenfalls Mitarbeiter vor Ort hatte („In a secret location in Paris, Apple has hired an elite team of laser-wielding hackers to try and crack its iPhones.“).

Weniger statt mehr Wahlmöglichkeiten

Hier hat Apple daran erinnert, dass Bedrohungen nicht nur von Kriminellen und staatlichen Akteuren ausgehen würden, sondern auch von Stalkern, Lebensgefährten und anderen Personen aus dem privaten Umfeld. Konsequenterweise warnt Apple natürlich auch vor einer freien App-Installation, würde diese doch die Einschränkung der Wahlmöglichkeiten bedeuten, statt deren Ausweitung.

Ivan Krstić, Chef der Apple-Sicherheitsabteilung SEAR, argumentiert gegen eine freie App-Installation, da Anbieter ihre Apps dann vollständig aus dem Vertrieb über Apple zurückziehen könnten:

[…] In Wirklichkeit ermöglichen die Anforderungen an den alternativen Vertrieb, dass Software, die Nutzer in Europa benötigen – manchmal Unternehmenssoftware, manchmal persönliche Software, soziale Software, Dinge, die sie nutzen wollen – nur außerhalb des Stores, im alternativen Vertrieb, erhältlich ist. In diesem Fall haben die Nutzer keine Möglichkeit, die Software über einen Vertriebsmechanismus zu beziehen, dem sie vertrauen. Es ist also einfach nicht so, dass die Nutzer weiterhin die Wahl haben, ihre gesamte Software aus dem App Store zu beziehen.

Mit Dank an Ehssan!

Technologie

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