In den letzten Monaten ging es Apple hinsichtlich des sogenannten Sideloadings immer mehr an den Kragen: Die EU fordert den Konzern auf, die eigene Gatekeeper-Strategie, die man bisher mit dem App Store für iOS und iPadOS gefahren ist, aufzuweichen und auch App-Installationen aus Drittquellen zuzulassen. Unter macOS ist dies schon lange möglich, für Apples Mobilgeräte bisher noch nicht.

Apple hat nun einige europäische Pressevertreter und -vertreterinnen nach Paris geladen, um ihnen dort die hauseigenen Cyber-Security-Labore der Abteilung „Security Engineering and Architecture“ (SEAR) vorzustellen. Und das nicht ohne Grund: Man will auch verbal gegen die Installation von Drittanwendungen außerhalb des App Stores argumentieren.

Denn: Sollte die Europäische Union Apples Gatekeeper-Position auflösen, um für einen faireren Wettbewerb zu sorgen, dürfte sich dieser Umstand auch auf Apples Umsatz auswirken. Wäre es Entwicklern und Entwicklerinnen möglich, ihre Software auch außerhalb des App Stores anzubieten, müssten sie zum einen keine Provision mehr an Apple zahlen und könnten auch alternative Zahlungsmethoden wie PayPal oder Kreditkarten anbieten. Zudem könnte Apple nicht mehr mit einem Ausschluss aus dem App Store drohen, sollte man die Abrechnungen nicht über die In-App-Käufe des App Stores abwickeln.

Erstmals Presse-Zutritt im Geheimlabor Apples

So hat Apple nun kürzlich zu einem Treffen mit der europäischen Presse in einem geheimen Labor in Paris gebeten. Neben Andrew Griffin vom britischen Independent war auch Patrick Beuth vom deutschen Spiegel zugegen. Und die Presse zeigte sich beeindruckt: „In seinem Pariser Labor hackt Apple die eigenen Produkte auf jede erdenkliche Weise – bevor es jemand anderes schafft“, berichtet Beuth. „Erstmals haben Journalisten Zutritt bekommen.“ Und Andrew Griffin erklärt: „An einem geheimen Ort in Paris hat Apple ein Eliteteam von laserbewaffneten Hackern angeheuert, um zu versuchen, seine iPhones zu knacken.“

Mittels Presseführung durch die Cybersicherheits-Labore zeigte Apple auf, dass Bedrohungen nicht nur von staatlichen Institutionen und Cyberkriminellen ausgehen, sondern auch von Personen aus dem eigenen privaten Umfeld. Und natürlich warnte der Konzern davor, Apps aus Drittquellen zu installieren, da diese die Wahlmöglichkeiten einschränken statt erweitern würden. So berichtet der Chef der Apple-Sicherheitsabteilung SEAR, Ivan Krstić:

„In Wirklichkeit ermöglichen die Anforderungen an den alternativen Vertrieb, dass Software, die Nutzer in Europa benötigen – manchmal Unternehmenssoftware, manchmal persönliche Software, soziale Software, Dinge, die sie nutzen wollen – nur außerhalb des Stores, im alternativen Vertrieb, erhältlich ist. In diesem Fall haben die Nutzer keine Möglichkeit, die Software über einen Vertriebsmechanismus zu beziehen, dem sie vertrauen. Es ist also einfach nicht so, dass die Nutzer weiterhin die Wahl haben, ihre gesamte Software aus dem App Store zu beziehen.“

Theoretisch ist Apple verpflichtet, die Gesetzgebung des europäischen Digital Markets Acts bis März 2024 zu erfüllen. Der Konzern aus Cupertino wird aber wohl gleichzeitig versuchen, den App Store in seiner ursprünglichen Form beizubehalten und die App-Installation aus Fremdquellen zu verhindern.

Fotos: Apple.
Neuigkeiten

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *