Das Unternehmen Dbrand stellt Gerätehüllen und -skins her, die so aussehen, als hätte man das Gerät komplett auseinandergenommen und eine transparente Rückseite aufgeklebt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um einen Vinyl-Aufkleber oder ein Case von Dbrand.
Nun führt Dbrand einen Rechtsstreit und verklagt den Konkurrenten Casetify wegen des Vorwurfs, dieser habe die Teardown-Hüllen und -Skins von Dbrand kopiert. Dbrand stellte seine Teardown-Produkte erstmals 2019 in Zusammenarbeit mit JerryRigEverything vor, einem YouTuber, der neue Geräte zerlegt und ihnen manchmal sogar transparente Mods verpasst. Dbrand behauptet, Casetify dabei ertappt zu haben, wie es die eigenen transparenten Designs in ihren Cases verwendet.
Auch wenn es ziemlich simpel ist, einen Teardown-Aufkleber auf ein iPhone oder einen Mac zu kleben, steckt zuvor eine Menge Arbeit in den Designs. Dbrand muss die Geräte, für die ein Teardown-Design erstellt werden soll, sorgfältig auseinandernehmen, egal ob es sich um ein iPhone 15, iPhone 14, Google Pixel 8, MacBook Pro oder ein Galaxy Z Flip 5 handelt. Anschließend wird das Innenleben mit einem handelsüblichen Gerät gescannt und das Bild in eine Bearbeitungssoftware übertragen. Dort werden zahlreiche Optimierungen vorgenommen, wie etwa das Entfernen von Schrauben, Flachbandkabeln und Drähten sowie das Verschieben einiger Komponenten, um sicherzustellen, dass das Design auf die Rückseite des Smartphones, Laptops oder Tablets passt. Es ist daher verständlich, dass Dbrand eine urheberrechtliche Klage anstrebt, sollte Casetify all diese aufwändige Arbeit für die eigenen Smartphone-Hüllen übernommen haben.
Alles begann damit, dass Casetify eine ähnliche Reihe von Smartphone-Hüllen mit dem Namen „Inside Parts“ auf den Markt brachte, die auf ähnliche Weise ein Bild der Komponenten im Inneren auf die Außenseite bringt. Einige User bemerkten jedoch, dass mit den Designs etwas nicht stimmte. Im März dieses Jahres wies jemand bei Twitter/X darauf hin, dass Casetify anscheinend das Bild desselben Innenlebens für verschiedene Telefonmodelle wiederverwendet. Das bedeutet, dass die Produkte das Innenleben des jeweiligen Geräts, für das sie verkauft werden, nicht korrekt darstellen.
Auch für die Anschuldigungen von Dbrand gibt es ziemlich eindeutige Beweise: Dbrand entdeckte auf den Inside Out-Cases von Casetify die gleichen Easter Eggs, die man seinerzeit auf den eigenen Produkten platziert hat. Dazu gehört der „R0807“-Schriftzug, der auf den Slogan von Dbrand als eine von Robotern geführte Marke anspielt, sowie der JerryRigEverything-Spruch „glass is glass and glass breaks“.
Dbrand nahm die Bilder der Cases auf der Website von Casetify unter die Lupe und bestellte sogar einige, um den Verdacht zu bestätigen. Dabei entdecke man, dass Casetify augenscheinlich 117 verschiedene Designs kopiert hatte – bis hin zu den zahlreichen digitalen Manipulationen, die man selbst an den Bildern vorgenommen hatte. Laut Dbrand besitzt man für jedes dieser Produkte eingetragene Urheberrechte, die man allesamt vor der Produkteinführung durch Casetify registriert habe. Gegenüber The Verge äußerte sich Dbrand-CEO Adam Ijaz wie folgt:
„Wenn Casetify einfach ihr eigenes Teardown-ähnliches Design von Grund auf neu erstellt hätte, hätten wir nichts zu beanstanden. Wir machen uns keine Illusionen darüber, dass Dbrand die Idee besitzt, Telefone zu zerlegen und zu scannen. Tatsache ist, dass sie unsere bestehenden Designs für ihre Produkte umfunktioniert haben und sich dann große Mühe gegeben haben, ihre unrechtmäßige Aneignung unserer Arbeit zu verbergen.“
Aus diesem Grund verklagt Dbrand Casetify vor kanadischen Gerichten, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, auf Schadensersatz in achtstelliger Höhe, anstatt eine Unterlassungsverfügung zu erlassen. Auf der Website von Casetify sind die „Inside Parts“-Designs mittlerweile nicht mehr zu finden. Abschließend könnt ihr euch noch das Video von JerryRigEverything bei YouTube ansehen, in dem er den Sachverhalt erklärt.