Apple hat bereits vor zwei Jahren die sogenannten Bedrohungsbenachrichtigungen ins Leben gerufen. Es handelt sich hierbei um Mitteilungen, die Apple an iPhone- oder Mac-Nutzer schickt, wenn die Gefahr besteht, dass diese das Ziel von staatlichen Spionageangriffen geworden sind. Im Oktober hat Apple dieses System genutzt, um mehrere Journalisten in Indien darauf hinzuweisen, dass vermutlich von Regierungsbehörden gesteuert versucht wurde, in ihre iPhones einzudringen. Die Machthaber in Indien sollen Apple darauf hin unter Druck gesetzt haben um zu erreichen, dass Apple seine Aussagen revidiert.
Die Washington Post berichtet über den Vorfall und beruft sich dabei auf Informationen von mehreren Unterschiedlichen Personen sowie ihr vorgelegten Unterlagen.
Die Apple-Warnungen gingen allesamt an unabhängige und kritische Journalisten sowie an Oppositionelle, also Personen, die definitiv zur Zielgruppe für derartige Aktionen der indischen Regierung zählen. Nachdem bekannt wurde, dass Apple die Bedrohungsbenachrichtigungen verschickt hat, wurden dem Bericht zufolge Regierungsoffizielle aktiv, sprachen von Fehlern im Warnsystem Apples und kündigten eine Sicherheitsüberprüfung von Apple-Geräten an.
Zudem wurde auch Apple Indien von offizieller Seite kontaktiert und dazu aufgefordert, die Regierung dabei zu unterstützen, die Anschuldigungen abzuschwächen. Ergänzend sei auf Bitten der Regierung sogar ein Sicherheitsexperte von Apple eingeflogen worden, vom dann verlangt wurde, abschwächende Erklärungen für die Warnungen zu finden.
Apple sitzt zwischen den Stühlen
Apple kommt in dem Zeitungsartikel nicht sonderlich gut weg. So habe sich Apple Indien soweit unter Druck setzen lassen, dass die betroffenen Journalisten darum gebeten wurden, in ihrer Berichterstattung doch zu erwähnen, dass Apples Warnsystem nicht fehlerfrei sei und es sich einen Fehlalarm handelt könne. Apple habe zu dem darum gebeten zu erwähnen, dass vergleichbare Warnungen nicht nur in Indien, sondern an Nutzer in 150 Ländern ausgegangen sind. Indische Offizielle hätten zudem verlauten lassen, dass es sich bei den Meldungen um einen Scherz handle und sich Apples Betriebssysteme mit Sicherheitsproblemen konfrontiert sehen.
Apple sitzt in Indien zweifellos in ähnlicher Weise zwischen zwei Stühlen, wie dies bereits in China der Fall ist. Der Hersteller betreibt dort wichtige Produktionsstätten und will in Indien weiter wachsen. Dies setzt allerdings auch voraus, dass ihm die dortige Regierung wohl gesonnen ist. Auf der anderen Seite sieht sich Apple in der Pflicht, seine Sicherheitsversprechen zu erfüllen und bedrohte Personen vor potenziellen Spähaktionen etwa durch autoritäre Regierungen zu warnen.